Kommende Ausstellung
Erwin Wortelkamp – Durchdringungen
01.06.2025 – 17.08.2025
Bekannt ist Erwin Wortelkamp (geb. 1938 in Hamm/ Sieg) in erster Linie als Bildhauer. Der ehemalige Lehrer und Galerist in Frankenthal wurde vor allem zum Entwickler eines großartigen Landschaftsparks im Westerwald. Seit 1986 ist die Anlage „Im Tal“ ein wichtiger Anziehungspunkt und zählt mit vierzig dort vertretenen Bildhauer*innen längst zu den bedeutendsten Kulturlandschaften Deutschlands. Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt seit Jahren dieses ebenso aufwendige wie sich weiter entwickelnde Landschaftsensemble.
Erwin Wortelkamp befasst sich intensiv mit der Natur, nicht nur im Landschaftsraum, sondern auch in seinen vielschichtigen Werken. Immer wieder nutzt er das Material Holz, aus dem er teils überlebensgroße Skulpturen herausarbeitet oder es weitgehend in seiner Natürlichkeit belässt. Er positioniert Skulpturen im Außen- oder Innenraum und überantwortet die Auseinandersetzung dem Betrachtenden, wenn er fragend konstatiert: „Vielleicht ein Baum?“. Die Wurzeln, der Stamm, die Baumkrone, das feingliedrige Verzweigen und Verschränken, wie es sich im Wachstum der Bäume findet, durchdringt vielfach sein künstlerisches Werk. Immer wieder umkreist er in verschiedenen Variationen bestimmte Motive, von denen sowohl die Kugel, das Rechteck oder die einfache Linie mehrfach befragt werden. „Durchdringungen“ sind deshalb bei Erwin Wortelkamp nicht nur sichtbare, formale Akte skulpturaler Formgebung, sondern immer auch psychisch und geistig vereint. Jede Form, jede Farbe, jedes dialogische Prinzip – sei es in der Skulptur, auf dem Blatt oder im verfassten Text – ist bei ihm eine existenzielle Fragestellung.
Weniger im Vordergrund stehen die zahlreichen Arbeiten auf Papier, die er im Verlauf der vielen Jahrzehnte geschaffen hat, die von Skizzen zu Projekten und Aktionen, über architektonische Entwürfe bis hin zu eigenständigen freien farbigen Arbeiten reichen. Gerade in ihnen lotet er Farbe zu Fläche aus, sucht die abstrakt formulierten Anklänge an die Natur und entwickelt über die Jahre einen eigenständigen Werkkorpus. Dabei experimentiert er mit der Stofflichkeit der unterschiedlichen Papiere ebenso wie mit den gesättigten Farben der Pastellkreiden oder Aquarellfarben. Die Größe variiert und kann menschliche Körpermaße annehmen. Nicht zuletzt nutzt er die Möglichkeiten des Holzschnitts oder der Prägungen. Wortelkamp weist ein vielschichtiges Werk auf, welchem die ständige Reflexion über sich selbst sowie über die Wirkungsmöglichkeiten von Kunst zugrunde liegen.
Diesem Werkkomplex eigens nachzuspüren und die Frage der Durchdringung auszuloten, gilt die jetzige Präsentation – ein überaus breit gespannter Bogen an künstlerischen Variationen, parallel zum bildhauerischen OEuvre wie auch als eigenständiger Werkkomplex, der deutlich das Gesamtwerk von Wortelkamp neu akzentuiert.


Errwin Wortelkamp: Acquaviva 127/00, 2000, Leinöl, Terpentin, Pigment auf Papier, 100 x 96,5 cm, Foto: © Gunther Balzer, Kaiserslautern © Erwin Wortelkamp