Vergangene Ausstellung

Hotspot Songzhuang: Fang Lijun & Ren Rong

30.08.2020 – 18.10.2020

In dem Künstlerdorf Songzhuang, östlich von Bejing gelegen, haben sich einst zahlreiche Künstler angesiedelt, um der Enge und den hohen Lebensunterhaltungskosten der Hauptstadt zu entfliehen. Aus dem damals beschaulichen Dorf ist inzwischen ein Hotspot der Kunst geworden. Ursprünglich suchten die Künstler hier nach der Einfachheit und Beschaulichkeit des ländlichen Lebens und dem direkten Dialog untereinander. Sowohl Ren Rong als auch Fang Lijun zählen zu den Künstler, die es gezielt in die Ruhe Songzhuangs zog – heute eine der größten Künstlerkolonien – um dort konzentriert arbeiten zu können.

Fang Lijun wird 1963 in Handan, der chinesischen Provinz Hebei geboren. 1989 schließt er sein Studium der Druckgrafik an der Zentralen Kunstakademie in Peking (CAFA) ab. Seinen internationalen Durchbruch schafft er bereits mit seiner Teilnahme an der Biennale in Venedig 1993.

Als einer der prominesten Vertreter einer jungen, damals ungewohnt grellbunten, plakativen Malerei tritt er bereits Mitte der 1980er Jahre hervor, wobei  er mit  einfachem Duktus vor allem junge, kahlköpfige Männer zeichnet, die mal grinsend, mal staunend, vor allem aber oftmals in dicht gedrängtem Miteinander präsentiert werden. Diese stereotype Wiederholung von Figuren und Handlungen steht für die Uniformität gesellschaftlichen Zusammenseins. Sie zeugt vom Einfluss des Sozialistischen Realismus russischer Prägung einerseits sowie der plakativen Inszenierung von Gestalten innerhalb der amerikanischen Pop Art anderseits. Insbesondere die konsumorientierte und die Normen der Kunst infrage-stellende Ausprägung der Pop Art klingt hier an. Lijun schafft damit eine bewusste Annäherung an westliche Kunst und bleibt dennoch auf kritischer Distanz zu beiden Stilrichtungen. Schon früh bezeichnete man diese Malerei als Zynischen Realismus.

Wie kaum ein anderer versteht es Fang Lijun seine Gemälde auch als großformatige Druckgrafiken – teils in mehrere Teile gegliedert – umzusetzen. Vor allem die Farbintensität seiner Holzschnitte ist beachtlich. Im Zentrum seiner Werke steht ungebrochen immer der Mensch, oftmals in großer Menschenmenge gefangen oder auch einsam verloren in einem großen Weltenmeer. Fang Lijun unterstreicht hiermit die Befindlichkeiten einer Gesellschaft, in der der Einzelne fast nichts ist, die Gesellschaft jedoch alles ist.

Ren Rong wird 1960 in Nanjing, in der Provinz Jiangsu geboren. Bereits kurz nach seiner künstlerischen Ausbildung in Malerei und Kalligraphie in Nanjing siedelt er 1986 nach Deutschland über, um hier an den Kunstakademien Münster und Düsseldorf seine Ausbildung zu vervollkommnen. 

Schon früh gelingt es ihm, national und international bekannt zu werden. Seine Bilder zeichnen sich aus durch eine reduzierte Formensprache, in der er zur symbiotischen Einheit des „Pflanzenmenschen“ gelangt. Dieser wird zur leitmotivischen Figur, die in Variationen, mit unterschiedlichen Attributen assoziiert, seine Bildwelt prägt. Dieses Motiv ist für ihn zugleich ein Symbol der engen, wenngleich idealisierten Verschmelzung von Mensch und Natur. Als Stahl- oder Eisenskulptur, glänzend oder rostrot, Holz- oder Scherenschnitt, Aquarell oder Druck, Holz-, Wachs- oder Lackarbeit stehen diese abstrakt-konkreten Hybride symbolisch für ein menschliches Miteinander, wobei sich westliche und chinesische Kunst verbinden.

In seinen neuesten Werken wendet sich Ren Rong gelegentlich auch der chinesischen Tradition der Landschaftsmalerei zu, die er in seinen abstrakten Frottagen anklingen lässt. Seine neueste Rauminstallation aus schwebenden Spaten mit Maskengesichtern spricht von  Menschenmassen, Entindividualisierung und Schmerz. Gerade die Reflexion der von diesen Masken ausgehenden Schatten auf der Wand überführt das reine Material in seiner reichen Fülle in ein fast mystisches Szenario einmünden. Im modernen Gewand beschwört es geradezu die Schatten der Vergangenheit.

Ein begleitender Katalog zur Ausstellung wird im Zeitraum der Ausstellung erscheinen. Unverbindliche Vormerkungen werden an der Kasse des Museums entgegen genommen.

Informationen zu Veranstaltungen und öffentlichen Führungen im Rahmen der Ausstellung finden Sie im Veranstaltungskalender des Museums.

Film zur Ausstellung:

Ren Rong Fang Lijun Hotspot Songzhuang

Fang Lijun, Untitled, 2016, 244x366cm, woodcut, 2016

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