Vergangene Ausstellung

Vom Spielen. Eine Ausstellung der Stipendiat*innen des Künstlerhaus Schloss Balmoral, Bad Ems

12.02.2023 – 09.04.2023

Spielen ist ein kreativer, zutiefst menschlicher Prozess, in dem dank Freiheit und Neugier Dinge gesucht, entdeckt und entwickelt werden. Wie Kinder durch das Spiel beginnen, die Welt zu begreifen, so gelingt es auch Erwachsenen mit Freiraum und Muße ihr Umfeld neu zu verstehen. Große Erfindungen und Ideen entstanden oftmals mittels spielerischer Zufälle. Gerade Künstler*innen, die dem häufig angeführten Postulat der „Funktionslosigkeit“ der Kunst folgen, haben im freien Spiel und unter Einbeziehung von Zufällen Werke geschaffen, die den Betrachtenden – wie ein Kind – die Welt neu oder zumindest anders erschließen. Der Kulturhistoriker Johan Huizinga vertrat die These, dass sich alle Formen der Kultur aus dem Spiel entwickelten.

Künstler*innen wie Jean Tinguely (1925 – 1991), Niki de Saint Phalle (1930 – 2002), John Cage (1912 – 1992), Marcel Duchamp (1887 – 1968), Cindy Sherman (*1954) und Jonathan Meese (*1970) haben sich intensiv mit dem non-konformen Spiel auseinandergesetzt, dabei betonten sie deutlich mehr das Emotionale und Zufällige, und mitunter das scheinbar Naive.

Das Motto des Jahrgangs 2022 im Schloss Balmoral in Bad Ems lautete „Spielen” und die Konzepte, die die Stipendiat*innen dazu ersonnen und in künstlerische Arbeiten übersetzt haben, zeigen sie nun in einer Gruppenausstellung im Ludwig Museum Koblenz. Zu den teilnehmenden Künstler*innen gehören: Maryam Aghaalikhani, Giles Bailey, Clara Cornu, Sofia Duchovny, Simone Eisele, Florian Glaubitz, David Hahlbrock, Youngzoo Im, Martín La Roche & Mirthe Berentsen, Theresa Lawrenz, Constanza Mendoza, Susanne Schmitt, Lena Trost, Soetkin Verstegen, Viron Erol Vert und Eleni Wittbrodt.

Mehr als 200 Bewerbungen aus aller Welt waren zuvor in Bad Ems auf die Stipendienplätze eingegangen. Mit ihrer Auswahl versuchte die Jury, die aktuellen Strömungen in der Kunstproduktion und dabei insbesondere das Performative, Partizipatorische und Kommunikative aufzuspüren. Im Fokus stand die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formen, Strategien und Effekten künstlerischer Spiele. Der Begriff „Spielen“ umfasst hierbei vielfältige Handlungen, Aktionen und Prozesse, bei denen es um Experiment und Zufall, Interaktion und Teilhabe sowie die Erschaffung und Modifikation von Regeln geht.

In den während der Förderung aktuell entstandenen Arbeiten werden die Vorzüge des Spielerischen für Kunst und Gesellschaft offenbar. Die Exponate sind aus einem spürbar experimentellen Geist, den zartesten Empfindungen und mutigsten Ideen der Künstler*innen entstanden. Von der Heiterkeit und Offenheit, die in dem Thema angelegt sind, dürfen sich die Besucher*innen ebenso mitreißen lassen wie von den unkonventionellen Haltungen gegenüber dem Leben, der Gesellschaft und der Gegenwart. Dies eröffnet die Chance, eine spielerische Dramaturgie in unseren Lebensentwürfen zuzulassen, ebenso wie die Einsicht, „(…) dass die Menschen ihre Geschichte selbst machen”, wie der Sozialwissenschaftler und Professor der UdK in Berlin Hans-Jürgen Arlt schreibt, und „nicht ewige Kreisläufe, sondern Möglichkeiten des Fortschritts und immer wieder neu zu treffende Entscheidungen von Einzelnen den Gang der Dinge bestimmen. (…) Auf diese Weise hielt in den Alltag Einzug”, so Arlt weiter, „was im Spiel schon immer gang und gäbe ist: Die Möglichkeit, sich zu entscheiden und dem Geschehen mit diesem oder jenem Spielzug eine Wende zu geben, Spielraum zu haben, etwas zu riskieren. Erfolge und Misserfolge beeinflussen zu können.“

Ergänzt wird die Schau, die Lotte Dinse (ehemalige Leiterin Schloss Balmoral) und Agnes Schofield (Kommissarische Leitung Balmoral) in Zusammenarbeit mit dem kuratorischen Stipendiaten Roger Rohrbach konzipierten, durch ein Rahmenprogramm aus Performances und Kuratoren-Gesprächen sowie den am 21. März 2023 erscheinenden Katalog. Dieser wird im Salon Verlag, Köln, u.a. mit einem Beitrag des Sozialwissenschaftlers Prof. Dr. Hans-Jürgen Arlt von der Universität der Künste (UdK) Berlin publiziert.

 

Ausstellende Künstler*innen sind:

Maryam Aghaalikhani:   maryamaghaalikhani.tumblr.com

Giles Bailey:                       https://www.gilesbailey.com/

Clara Cornu:                      https://claracornu.com/en/clara-cornu-painter/

Sofia Duchovny:               www.sofiaduchovny.com

Simone Eisele:                  https://2020.rca.ac.uk/students/simone-eisele

Viron Erol Vert:                www.vironerolvert.com

Florian Glaubitz:               www.florianglaubitz.net

David Hahlbrock:             www.davidhahlbrock.com

Martin La Roche & Mirthe Berentsen:    https://www.martinlaroche.nlhttp://www.mirtheberentsen.com/art 

Theresa Lawrenz:            www.theresalawrenz.de

Constanza Mendoza:     www.conniemendoza.de

Roger Rohrbach:              www.rogerrohrbach.de

Susanne Schmitt:             www.susanneschmitt.net

Lena Trost:                         www.lenatrost.com

Soetkin Verstegen:         www.soetkin.com

Eleni Wittbrodt:               www.eleniwittbrodt.de

Youngzoo Im:                   http://www.imyoungzoo.com/

 

 

 

Clara Cornu: aus der Serie

Clara Cornu: aus der Serie „Bouquet Connexion“, 2022, Hinterglasmalerei (in Öl), 52 x 72cm, © Clara Cornu, 2023.

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