Vergangene Ausstellung

John Cage/ Milan Grygar. Chance Operations & Intention

30.08.2015 – 08.11.2015

Das Ludwig Museum stellt die beiden Ausnahmekünstler John Cage und Milan Grygar einander gegenüber und beleuchtet ihre Werke unter dem Aspekt von Zufall und Konzept. Die Ausstellung präsentiert ihre experimentelle Methode, die innovative Erschließung von Alltagsgeräuschen und die revolutionäre Erweiterung des Begriffs von Musik und Kunst. Cage war einer der herausragendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts und zugleich Maler und Zeichner. Milan Grygar ist einer der profiliertesten tschechischen Avantgardekünstler, der seit 1965 mit „akustischen Zeichnungen“ und Performances die Definition des Zeichnens erweitert um Klang, Raum und Zeit.

Milan Grygar (geboren 1926) begeisterte seit den 1960er Jahren als einer der wichtigsten Künstler der Ostblockstaaten die Kunstwelt. Dabei geht es ihm bereits ab 1964 um die Integration von Zufall, von Alltags- und mechanischen Geräuschen innerhalb seines zeichnerischen Werkes, wodurch er die Grenzen von bildender Kunst und Musik überschreitet und umspielt. Bei reduzierter Farbgebung ist der Klang essentieller Bestandteil seiner Bilder, Aquarelle und gezeichneten Partituren. Die Aufnahme des eigentlichen Entstehungsprozesses und seiner Begleitgeräusche und anderer alltäglicher Umgebungsgeräusche auf Tonband ergab die sogenannten „akustischen Zeichnungen“. Bei der Vorführung vor Publikum wurden sie zu „lebendigen Zeichnungen“. Auf Photostrecken, die diese Happenings dokumentieren, lässt sich die Prozessualität der akustischen und lebendigen Zeichnungen besonders gut nachvollziehen. Der vierzehn Jahre ältere US-amerikanische Komponist, Maler und Dichter John Cage (1912 – 1992) gilt als Erfinder des Happenings und Pate der Fluxus-Bewegung. Das erste Happening „Untitled Event“ mit Merce Cunningham, Robert Rauschenberg und David Tudor sowie die ‚stille‘ Komposition „4 minutes 33 seconds“ (4′ 33″) begründeten 1952 Cages Ruhm als Avantgarde-Komponist. Seine Werke speisten sich seit den 1950er Jahren aus der asiatischen Philosophie und seinen Vorstellungen von Zufall, Stille und Autonomie. Begegnungen und Freundschaften mit Dada-Künstlern wie Marcel Duchamp und jungen amerikanischen Künstlern wie Rauschenberg oder Warhol inspirierten Cage Ende der 1960er zu eigener Malerei und grafischen Serien. Wie seine Kompositionen demonstrieren sie Cages hochkomplexe künstlerische Methode der Zufallsoperationen auf der Grundlage des altchinesischen I Ging.

Damit treten John Cage und Milan Grygar in einen spannenden Dialog. Ihre Werke erweitern in verschiedene Richtungen den Kunstbegriff und weisen enge Korrespondenzen auf im Sichtbarmachen von Klängen und Geräuschen und im Hörbarmachen von Bildern und visuellen Reizen. Nachdem John Cage Prag 1964 besuchte und die Werke von John Cage und Milan Grygar Ende der 1970er Jahre zusammen aufgeführt wurden, stellt nun die neue Sonderausstellung „John Cage / Milan Grygar: Chance Operations & Intention“ diese beiden Experimentalkünstler auf der Basis ihrer bildnerischen Werke vor und lädt das Publikum zur Neuentdeckung der Dimensionen von Klang und Bild, von Konzept und Zufall ein.

Die Ausstellung verdankt sich den umfangreichen Leihgaben von zahlreichen Museen und Institutionen, darunter die Kunsthalle Bremen, das Staatliche Museum Schwerin, das Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch-Gladbach, das Pori Art Museum (Finnland), die Stiftung Maria und Walter Schnepel in Budapest, die Edition Block in Berlin, Schüppenhauer art + projects in Köln, und großherzigen Privatleihgebern, die nicht namentlich genannt werden wollen, sowie der freundlichen Unterstützung der Galerie Zden?k Sklená? in Prag bei der Realisation mit Milan Grygar.

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