Historie

Das Deutschherrenhaus, das dem „Deutschen Eck“ in Koblenz seinen Namen verlieh, war die erste Niederlassung des Deutschen Ordens im Rheinland. Der Trierer Erzbischof Theoderich II. von Wied rief 1216 die Ritter des Deutschen Ordens nach Koblenz und schenkte ihnen einen Teil des Geländes der benachbarten Kastorkirche mitsamt dem dort befindlichen St. Nikolaus-Krankenhaus. Diese 1110 bei dem Florinsstift gestiftete Hospital für Arme und Pilger stand unter der Leitung eines Spittelers und wurden von weiblichen Pflegerinnen, meist Beginen, betreut. Die 1216 eingerichtete Komturei befand sich unmittelbar am Ufer des Zusammenflusses von Rhein und Mosel. Die Stelle wurde bald darauf als Deutsches Eck bezeichnet. Seit der Niederlassung des Deutschen Ordens trug diese Stätte zunächst die Bezeichnung „Deutscher Ordt“ und dann den Namen „Deutsches Eck“.

Historie Sammlung
Links: Das Ludwig Museum im Deutschherrenhaus. Ansicht von Süden mit dem Kreuz des Deutschen Ordens im oberen Bereich. Foto: Bogdan Harstall, Rechts: Ausschnitt aus dem "Dilbecker-Plan" von 1794 (StAK K Nr. 279), der ersten, einigermaßen originalgetreuen topographischen Darstellung von Koblenz und der Deutsch-Ordens-Kommende. Das Deutschherrenhaus hat die Hausnummer 386 (in gelb). Bei dem in blau eingezeichneten Gebäude an der äußersten Landspitze handelt es sich um den "Rüdesheimer Hof", der um 1805 abgerisssen wurde.

1794 eroberten französische Revolutionstruppen Koblenz. In der Folge wurde das linke Rheinufer von den Franzosen grundlegend reorganisiert. Mit dem Einsetzen der Säkularisation ab 1802 kam das Ende der kirchlichen Herrschaft und somit auch das Ende für die Deutschordenskommende in Koblenz. „[…] Das Deutschordensgebäude, das bereits vorher militärischen Zwecken gedient hatte, wurde nach 1800 an Privatleute verpachtet. 1819 richtete die preußische Militärverwaltung dort ein Proviantmagazin ein, bis es 1895 zum Staatsarchiv umgebaut wurde“ (zitiert nach: Kerber, Dieter und Udo Liessem: Der Deutsche Orden in Koblenz. Studien zur Geschichte und Bauentwicklung im Mittelalter, Koblenz, Görres-Verl.,1990). 

Mit dem Bau des Kaiser-Wilhelm-Denkmals 1897 verlagerte sich der Name „Deutsches Eck“ vom Gelände der Deutschordensniederlassung auf das Areal des Denkmals. Im Areal  befinden sich nun neben der historischen Stadtmauer (mit dem alten Kreuz des Deutschherrenordens) das im 19. Jahrhundert hinzugewonnene neue „Deutsche Eck“ mit dem monumentalen Denkmal für Kaiser Wilhelm I. sowie die Basilika St. Kastor, die älteste Kirche in Koblenz, die ihrerseits bereits im 9. Jahrhundert gegründet worden ist. Auf der gegenüberliegenden Rheinseite wird der Besucher der Festung Ehrenbreitstein ansichtig.  Von 1990 bis 1992 wurde das Deutschherrenhaus zum Ludwig Museum umgebaut und am 18. September 1992 feierlich eröffnet. Der Fokus der Sammlung und der Ausstellungsaktivitäten konzentrierte sich von Anfang an auf die zeitgenössische Kunst des Nachbarlandes Frankreich nach 1945.

Peter Ludwig 1992 anlässlich der Einweihung des Ludwig Museums in der St. Kastor-Kirche Koblenz 1992
Peter Ludwig 1992 anlässlich der Einweihung des Ludwig Museums in der St. Kastor-Kirche Koblenz 1992

Zeitgenössische Kunst im historischen Ambiente

Die Etablierung eines Museums im Deutschherrenhaus geht zurück auf die Initiative des berühmten Kunstsammlers Peter Ludwig, den 1925 in Koblenz geborenen Kunsthistoriker und Industriellen. Peter Ludwig erhielt 1986 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Koblenz und äußerte anlässlich der Verleihung öffentlich den Wunsch, Teile seiner bedeutenden Sammlung auch in Koblenz durch eine Museumsgründung zur Verfügung zu stellen. Es war Peter Ludwig persönlich, der im historischen Gebäude des Deutschherrenhauses einen Ort für das neu zu gründende Ludwig Museum sah und die wechselvolle Geschichte der Stadt Koblenz mit Frankreich zum konzeptuellen Ansatz verdichtete, um hier die Leihgaben und Schenkungen ganz auf die zeitgenössische Kunst nach 1945 zu konzentrieren. Ursprünglich zumeist als Dauerleihgabe vereinbart, vermachte Prof. Dr. h.c. mult. Irene Ludwig nach ihrem Tode testamentarisch die ehemals als Leihgaben deklarierten Werke vollständig dem Deutschherrenhaus.

Vier Stockwerke stehen der Sammlung Ludwig sowie wechselnden Ausstellungen zur Verfügung. Die Schenkung einer Sammlung ausgezeichneter Kunstwerke in Verbindung mit der Dauerleihgabe eines umfangreichen Konvolutes weiterer Arbeiten bildete den Grundstock des heute international kooperierenden Hauses, dessen Ziel es ist, ein lebendiges Bild der französischen Kunstszene zu bieten. Die Sammlung konzentriert sich auf die Zeit nach 1945 bis hin zur Gegenwartskunst und beinhaltet u. a. Werke der Klassischen Moderne, z.B. von Pablo Picasso, Jean Dubuffet und Serge Poliakoff und hat Schwerpunkte bei den „Nouveaux Réalistes“ oder bei der den Neo-Expressionisten nahestehenden Bewegung „Figuration libre“. Bedeutende Einzelwerke von Pierre Soulages, Martial Raysse, Patrick Raynaud, Daniel Buren u.a. sowie ein einzigartiger Bestand der sogenannten Edition MAT geben nur einen Ausschnitt an spannenden künstlerischen Beziehungen wieder.

Durch Sonderausstellungen, zahlreiche monografische Ausstellungen sowie thematische Bezüge zur eigenen Sammlung, werden immer wieder neu Inhalte und Sichtweisen formuliert, die der Ludwig Sammlung in ihrer Komplexität Rechnung tragen. Darüber hinaus sind es regelmäßige internationale Projekte von Rang, die ihrerseits vielschichtige Bezüge zur Sammlung Ludwig und zu den daraus erwachsenen komplexen Beziehungen herstellen.

Das Ludwig Museum nimmt durch die Ausrichtung seiner Sammlung auf aktuelle französische Kunst eine entscheidende Position in der deutschen Museumslandschaft ein, die auch in Ausstellungen gewürdigt wird, und versteht sich als Kommunikator von bedeutenden internationalen künstlerischen Positionen – durchaus auch jenseits des Mainstreams. Das Ludwig Museum liegt im Weltkulturerbe Mittelrheintal und befindet sich inmitten eines der schönsten Areale der Stadt Koblenz.

Prof. Henner Hermanns: "Das Deutschherrenhaus in Koblenz". Studienzeichnung Fachbereich Architektur, Universität Koblenz-Landau
Prof. Henner Hermanns: "Das Deutschherrenhaus in Koblenz". Studienzeichnung Fachbereich Architektur, Universität Koblenz-Landau

800 Jahre Deutschherrenhaus und 825 Jahre Deutscher Orden

Das Deutschherrenhaus, das dem „Deutschen Eck“ in Koblenz seinen Namen verlieh, war die erste Niederlassung des Deutschen Ordens im Rheinland. Vor mehr als 800 Jahren rief Erzbischof Theoderich von Wied im Jahre 1216 den Deutschen Orden nach Koblenz, 25 Jahre nach seiner Entstehung im Heiligen Land. Noch heute ist der Deutsche Orden in Koblenz aktiv. Seit 1992 befindet sich das Ludwig Museum im Deutschherrenhaus mit seiner Sammlung vornehmlich französischer und internationaler zeitgenössischer Kunst. Im Mittelpunkt des Jubiläumsjahrs 2016 stand der gemeinsam mit dem Deutschen Orden begangene Festakt und das Sommerfest unter dem Motto eines Mittelalter- und Klostermarktes. Geboten wurden u.a. Ritterspiele und Märchen, ein Drachenspiel, ein Konzert der Schola der Chorstiftung Kiedrich, eine Jubiläumsausstellung, Vorträge und ein Pontifikalamt mit dem Hochmeister des Deutschen Ordens.

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