Scully, Sean

Sean Scully, „Shadowing Stack“, 2018, Cortenstahl, Schenkung des Künstlers an das Ludwig Museum Koblenz © Courtesy Sean Scully

Sean Scully (geb. 1945 in Dublin, Irland) gilt weithin als einer der wichtigsten und einflussreichsten heute lebenden abstrakten Künstler, dessen Werk einen Paradigmenwechsel in der amerikanischen Kunst vom Minimalismus hin zu einer emotionalen Form der Abstraktion mit einer Rückkehr zu Metapher und Spiritualität, wie sie in der europäischen Maltradition zu finden sind, bewirkt hat. Bedeutende Ausstellungen im Metropolitan Museum of Art in New York, im Philadelphia Museum of Art und in der National Gallery in London haben seine Stellung als einer der großen Meister der Malerei der Gegenwart unterstrichen. Der irisch-amerikanische Künstler ist vor allem für seine großformatigen Gemälde bekannt, die aus vertikalen und horizontalen Bändern, mosaikartigen Blöcken und geometrischen Formen mit Abstufungen und Farbverschiebungen bestehen. Darüber hinaus arbeitet er mit einer Vielzahl unterschiedlicher Medien, darunter Skulptur, Aquarell, Pastell, Druckgrafik und Fotografie. In seinem Werk vereinen sich Einflüsse der amerikanischen Abstraktion – u.a. Barnett Newman und Mark Rothko – sowie der europäischen Tradition mit Anklängen von John Constable, Henri Matisse, Édouard Vuillard und Piet Mondrian.

Scully reflektiert hier das Sehen und Erleben der Welt und spiegelt dies in seinen abstrakten Werken, die von großer Lebenserfahrung und Empfindsamkeit durchdrungen sind. Keimzellen seines Wirkens sind New York, wo er seit 1975 lebt, das vibrierende Barcelona, wo ihn Antoni Gaudí ebenso begeisterte wie das Kloster auf dem Montserrat. Es folgt Mooseurach in der Nähe von München, wo er zwischen 2002 und 2007 als Professor für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste unterrichtet, sowie London, das bereits zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn viele Erfahrungen und Impulse bietet. Längere Aufenthalte in Marokko, wohin er bereits 1969 aufbricht und das ihn durch den intensiven Kolorismus und die Ornamentik beeinflusst sowie Südfrankreich, wohin Scully regelmäßig zurückkehrt und wo er ein besonderes Licht voller Leichtigkeit und Wärme aufnimmt, sind zentral für sein Gesamtwerk.

In den vergangenen Jahren hat Sean Scully dem Ludwig Museum mehrere Werke übereignet und damit die Sammlung enorm bereichert. Im Rahmen der Ausstellung werden sie erstmals präsentiert. Es handelt sich um das Gemälde „Untitled (Wall)“, 2019, eine Serie von 50 Pigmentdrucken, sowie die Skulptur „Shadowing Stack“, 2018, aus Cortenstahl. Sean Scullys Schenkung an das Ludwig Museum repräsentiert das wichtigste Schenkungskonvolut eines international bedeutenden Künstlers innerhalb der letzten Jahre in Rheinland-Pfalz.

„The 50“, 2021, Pigmentdruck auf Hahnemühle Kupferdruckpapier, je 27,9 x 35,6 cm, Sammlung Ludwig Koblenz, Inv. Nr. LM 2024/2

Die 50-teilige Serie an Pigmentdrucken „The 50“ (2021) versteht Sean Scully als ein in sich geschlossenes Werk, in dem er spielerisch Schraffuren und Farbkombinationen mit großer Leichtigkeit modelliert. Sie ergänzt nun die Malerei und Skulptur um die Facette der verschiedensten Arbeiten auf Papier, die Scully’s OEuvre so reich erscheinen lassen. Sean Scully hat in den letzten beiden Jahrzehnten eine Vielzahl an Skulpturen entwickelt, seien sie aus Steinen, Stahl, Bronze, Glas oder auch farbig gefasst. Eine Wechselbeziehung zwischen seinen Skulpturen und Gemälden ist offenkundig.

„Untitled (Wall)“, 2019, Öl auf Kupfer , 70 x 70 cm, Sammlung Ludwig Koblenz, Inv. Nr. LM 2022/1

„Untitled (Wall)“ (2019) bezeugt die intensive Auseinandersetzung Scully mit Strukturen und Rhythmen, die er oftmals in der Natur oder im urbanen Raum vorfindet. Seit seinem Besuch der
Maya-Stätten Anfang der 1980er Jahre befasst er sich wiederkehrend in Zeichnungen und Fotografien mit den aus Steinen gemauerten Wällen oder Fassaden. Die Mauer erscheint hier auf ihr Zentrum hin fokussiert, leuchtend selbst in ihren dunklen Farbtönen.

„Shadowing Stack“, 2018, Cortenstahl, 4,40 Meter, Sammlung Ludwig Koblenz, Inv. Nr. LM 2024/1

Die 4,40 Meter hoch aufragende und 7 Tonnen schwere Skulptur „Shadowing Stack“ (2018) nimmt den Rhythmus seiner Gemälde auf. Aus horizontalen, aufgetürmten Linienstrukturen verkörpert sie sowohl Architektonisches als auch Malerisches, da in den Vor- und Rücksprüngen der Einzelelemente Licht und Schatten reflektiert werden.

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