Robert Rauschenberg

Rauschenberg bringt in dem zur Sammlung gehörigen Werk assoziativ verschiedene, im „Solvent Transfer“-Verfahren aufgetragene Motive in drei vertikal angeordneten Gazestreifen in eine Reihenfolge. Die transparenten Gewebebahnen, von denen die linke am unteren Rand signiert ist, sind in relativ gleichem Abstand zueinander auf einem im Offsetdruck ebenso mit zahlreichen Motiven versehenen Papier positioniert. Es entsteht eine gitterartige, auf zarte Grün- und Schwarztöne reduzierte Struktur, die durchaus Zusammenhänge zu den Merz-Bildern von Kurz Schwitters aufweist, und schon von Rauschenbergs Combine Paintingsder 1950er Jahre als Kompositionsprinzip bekannt ist. Die vorliegende Komposition ist mit einer Fülle unterschiedlicher Fotovorlagen collagenartig überzogen. Auf diese Weise kann Rauschenberg auch in den rein auf drucktechnische Verfahren beschränkten Werken Dinge des realen Lebens direkt in die Kunst übertragen. Rauschenberg entdeckt 1962 das Siebdruckverfahren nach einem Besuch in Andy Warhols Atelier für sich; gleichwohl drückt sich seine Begeisterung für Drucktechniken schon in seinem bereits seit einigen Jahren ausgeübten Abreibeverfahren aus, bei dem er mit Terpentin genässte Abbildungen aus Magazinen und Tageszeitungen auf den Malgrund reibt. Die Motive in „Geo-Cyle (Slide)“ sind gewohnt vielfältig und massenmediale Bilder der Zeit aus den Bereichen Natur und Technik als Spiegel der Gegenwart. So wechselt etwa die Darstellung von Zweigen unterschiedlicher, teilweise blühender Pflanzensorten mit dem Thema Elektrizität, das in Form einer gefassten Glühbirne oder eines Schaltkreises auftaucht. Als figuratives Element fällt besonders das sich wiederholende Portrait eines Mannes mit Sonnenbrille und Turban auf. Alle Drucke sind unhierarchisch, anscheinend zufällig untereinander und übereinander „vorbei gleitend“ angeordnet, als seien sie auf dem Objektträger eines Mikroskops (Slide) ausgebreitet und böten eine Einsicht in den Geozyklus (Geo-Cycle), welcher als Kohlenstoffkreislauf von einer geologisch aktiven Erde und dem Vorhandensein flüssigen Wassers abhängt.

Rauschenberg ist seit den 1970er Jahren sehr experimentierfreudig bei der Erprobung verschiedenster Drucktechniken. Diesen Zusammengang von Kunst und Technik verfolgte er auch auf gesellschaftspolitischer Ebene: Schon 1966 hat er mit dem Ingenieur Billy Klüver die Firma „Experiments in Art and Technology“ gegründet und er engagiert sich seit den 1970er Jahren für verschiedene Umweltorganisationen. Überzeugt von der Sinnhaftigkeit dieses öffentlichkeitswirksamen Einsatzes ging es ihm darum, das Bewusstsein der Menschen im Hinblick auf einen notwendigen umsichtigen Umgang mit dem Planeten Erde zu schärfen. Dieses Anliegen spiegelt sich in dem zum Ludwig Museum gehörigen Werk.

Werke in der Sammlung Ludwig Koblenz

Geo-Cycle (Slide), 1979, Solvent Transfer, Gaze auf Papier collagiert, 152 x 101,6 cm, Inv. Nr. LM 1992/35

 

Audioguide Robert Rauschenberg Geo-Cycle:

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