Pierre Soulages

Pierre Soulages gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter der abstrakten Kunst in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Schon früh – Mitte der 1940er Jahre – wendet er sich vollständig von der Figuration ab und malt großzügige, breite Striche auf Papiere oder Leinwände. Schon diese ersten Werke sind geprägt von einer dunklen Farbigkeit, die sich stark auf ein tintiges Schwarz oder auf ein Schwarzocker (Nussbeize) fokussiert. Bereits die wenigen Linien- bzw. Pinselzüge lassen erkennen, dass Soulages immer auch die Architektonik des Werkes sucht. Zufälliges findet, bei aller Nähe zu einer der abstrakt gestischen Formsprache anverwandten Malhaltung, keine Entsprechung in seinem Werk. Vielmehr bilden die Linien ein freies, in sich logisches Gefüge, oder aber verdichten den innerbildlichen Raum zu einer fast hermetischen Wand, durch die nur gelegentlich der Bildgrund aufblitzt. Zum Teil lassen die Werke das ahnen, was vor allem in den 1950er Jahren in Frankreich und in Deutschland als intensive Zeitströmung nachzuvollziehen ist: die formale Auseinandersetzung mit dem Zen-Buddhismus, die zu einer enormen Konzentration der Formen und spirituellen Aufladung führt. Schließlich aber werden die Formen bei Pierre Soulages ab 1949 noch architektonischer, wobei nun erstmals die Farbe für ihn eine Rolle spielt. Bei Beibehaltung einer dunklen bis schwarzen Tonigkeit im Bildganzen integriert Soulages nun gelegentlich auch ein tiefdunkles Rot, das sich gleichsam lodernd gegen das Schwarz stellt.

„Soulages´ Malerei der fünfziger Jahre setzt sich von der Ecole de Paris dadurch ab, dass er den Prozess des Malens selbst zum Bildinhalt erklärt. Es geht ihm, wie er selbst sagt, nicht um die Zeichen, sondern um die Botschaft.“ (Veit Loers)

Entscheidend bei Soulages ist sicherlich auch die Auseinandersetzung mit dem zeitgleich sich vollziehenden Abstrakten Expressionismus, den die amerikanischen Künstler wie Franz Kline, Robert Motherwell, Clifford Still, Jackson Pollock u. a. vertreten. Deren Kraft im Gestus, in der körperbetonten Linie und Rhythmik, ist nicht annähernd mit Soulages vergleichbar, jedoch ohne die amerikanischen Vorbilder in der Zeit sicherlich auch nicht denkbar. Schon 1948 hatte der Direktor des New Yorker Museum of Modern Art Pierre Soulages in seinem Pariser Atelier besucht und diesen dann zu einer Gruppenausstellungen im darauf folgenden Jahr nach New York eingeladen. In der Sidney-Janis-Ausstellung „Young painters from U.S. and France“ wurde immer ein amerikanischer Künstler mit einem Franzosen in Beziehung gebracht: Gorky mit Matta, de Kooning mit Dubuffet, Pollock mit Lanskoy, Rothko mit de Staël und Franz Kline mit Pierre Soulages. Die Verbindung zwischen Franz Kline und Pierre Soulages ist vor allem dann noch deutlich, wenn man sich das Glasbild von Soulages aus dem Jahr 1958 anschaut, das einzig auf diesen Kontrast von Weiß und Schwarz und auf die Gestik des Pinselstrichs hin angelegt ist. Wenngleich von vergleichsweise kleinem Format, trägt es doch auch eine spürbare Monumentalität in sich. Diese wird in dem ebenfalls 1958 entstandenen Gemälde noch deutlicher, das als eines der wenigen Beispiele von Soulages’ Beschäftigung mit der Farbe gelten muss. Geradezu lodernd bricht sich das Rot seine Bahn zwischen den schwarzen Farbbalken, die das Bild verspannen. Anders als in vielen seiner Kompositionen erscheint hier die blockhafte Figuration in der beherrschenden Senkrechte wie eine schreitende Figur. Das Rot unterstreicht die Spannung zwischen Schwere und Licht. Soulages wird in der Folgezeit sehr bald gänzlich zum Schwarz übergehen. „Schwarz ist für mich eine intensive Farbe, intensiver als Gelb.“ (Pierre Soulages)

Werke in der Sammlung Ludwig

Peinture, 14. April, 1953, Öl auf Leinwand, 197,5 x 130 cm, Inv. Nr. LM 1992/50

ohne Titel, 1958, Öl auf Glas, 50 x 50 cm, Inv. Nr. LM 1992/51

 

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