Philippe Favier

„Les îles vagues“ – die schemenhaften Inseln – sind ein 24-teiliges Werk, das in seiner Kleinheit und Feinheit die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters fordert. In 24 Konservendosen präsentiert der Künstler kleine Hinterglasgemälde mit nächtlichen Ausblicken auf ganz in Blautönen gehaltene Inseln und Wunderwelten. Dabei wird der Künstler zum Kartographen, der imaginäre Inselwelten in peinlich genauer Miniaturmalerei entstehen lässt. Er bedient sich dabei der Kaltemail-Technik, die seit Jahrhunderten überliefert ist und die u. a. auch von Wassiliy Kandinsky angewendet wurde. Die Inselwelten sind rückseitig auf die Glasflächen gemalt. Durch die Montage in den abgerundeten Sardinendosen rücken die kleinen Landschaftsszenen so in unendliche Ferne. Jede einzelne Dose zeigt eine andere Inselwelt, in die sich der Betrachter hinein vertiefen kann. Favier entführt ihn so auf eine Reise in unbekannte und scheinbar ideale Welten. Philippe Favier arbeitet stets in Serien, zumeist in kleinem Format und seiner charakteristischen Miniaturmalweise. Die ungewöhnliche Kombination von kostbaren Glasmalereien und alltäglichen Konservendosen erklärt er folgendermaßen: „Ich habe die Konservendosen eingeführt, da meine Glasarbeiten begannen, sich in Luft aufzulösen. Die Farbe aß das ganze Schwarz auf, ich hatte den Eindruck eine geschminkte Arbeit in Festtagskleidung zu machen.“ (zitiert in: Françoise-Claire Prodhon, Frankrikes Evige Kunst – Hommage à la France, Oslo 1998, S. 198, Übersetzung d. Verf.) Indem Favier die teilweise sogar romantisch-kitschig dargestellten Inselwelten in banalen Konservendosen rahmt, beweist er eine durchaus auch ironisierende Herangehensweise. Selbst das Träumen von Inselwelten – als letzte ideale Refugien von Menschen – „überlebt“ so nur noch in der Retorte.

Werke in der Sammlung Ludwig Koblenz

Les îles vagues, 1988, Kaltemail auf Glas in Konservendosen, 24-teilig, Inv. Nr. LM 1992/7-T

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