Peter Klasen

Peter Klasen zählt zu jenen Künstlern, die bereits Ende der 1950er Jahre nach Paris gingen, um dort auch in unmittelbarem Kontakt mit der amerikanischen Kunstszene zu stehen. Er gehört zusammen mit Erró und anderen zur neu gegründeten Gruppe Figuration Narrative, die sich als Gegenpol und Reaktion zur damals vorherrschenden abstrakten Malerei sah und 1964 ihre erste Ausstellung im Musée d’art moderne de la Ville de Paris hatte. „Für Klasen bot die von der Pop Art-Sprache beeinflusste Narrative Figuration die Möglichkeit, Motive der neuen technischen Welt – Maschinen und Konstruktionen – in seinen Kompositionen umzusetzen. Seine Bilder sind von kühler, unpersönlicher, photoartiger Formsprache, die Objekte aus der modernen Konsumwelt zum Teil in Collagenform darstellen. Er hat sich wie viele der Künstler der ,Figuration narrative‘, von Fotos aus Tageszeitungen, Zeitschriften und Filmplakaten inspirieren lassen.“ (Sabine Glaubitz, Gesellschaftskritische Kunst im Grand Palais, in: Der Westen, 16. 4.2008). Bereits in den 1970er Jahren lenkt Peter Klasen den Blick auf eine scheinbar ganz andere Welt, fokussiert nun Objekte in großer Nahsicht aus dem Bezirk der Maschinen, der Elektrizität und der (Straßen-)Signets. Auch hier deutet fast alles auf Gefahr, oder doch zumindest auf Objekte, die ihrerseits auf Gefährdungen hinweisen (wie z. B. Hochspannung), auf Schläuche und Verkabelungen, auf Lastwagen, deren Transportgut leicht entflammbar, höchst explosiv scheint. Die Signets werden zu Alarmzeichen. Die Welt, die dort in den Fokus gerückt wird, erklärt sich nicht selbst, sie überrollt und überrascht den Betrachter ganz unvermittelt mit ihrer Botschaft, die ohne Kontext oft nur „Alarmstufe Rot“ signalisiert.

Auch in „Colonnes sèches d’incendie“ von 1977 fokussiert Klasen den Blick des Betrachters auf das hyperrealistisch wiedergegebene Instrumentarium von acht roten Stutzen, allesamt verschlossen, die auf einen möglichen Einsatz zu warten scheinen. Die weiße Tafel, auf der offenbar wichtige Instruktionen für die Anwendung vermerkt sind (z. B. die in Kreisen notierten Zahlen von 20 bis 25), bleibt jedoch undeutbar, solange der Kontext nicht offenbar ist. So entsteht durch die Nahsicht auf diese Objekte und die wenigen Informationen, die durch die Wand, an der sie angebracht sind, überhaupt nur freigegeben werden, ein Moment der Irritation: Die technoide Ausstattung suggeriert einen funktionalen Zusammenhang, der jedoch nicht eingelöst werden kann, da die scheinbare Realität sich Rasch als eine nur gemalte zu erkennen gibt. Interessanterweise vermerkt Klasen 1970 in seinem „Manifest“, dass es für ihn einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen seinen gemalten Szenarien und der Gesellschaft gibt, die er als aggressiv (und damit jegliche Menschenwürde negierend) erlebt: „Antworten auf die Aggression der Gesellschaft durch eine andere Aggression.“ Es macht einmal mehr den provokanten wie aggressiven Stimmungsgehalt seiner inszenierten Bildwelten deutlich, der sich hinter der ersten Wahrnehmung von Glätte und distanzierter Schönheit auftut: Seine auf subtile Weise weitgehend enthumanisierte Welt der Objekte, in der auch der Mensch nichts anderes als Objekt sein kann.

Werke in der Sammlung Ludwig Koblenz

Colonnes sèches d’incendie, 1977, Acryl auf Leinwand, 180 x 260 cm, Inv. Nr. LM 2010/11

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