Der amerikanische Künstler Mel Ramos (geb. 1935 in Sacramento, Kalifornien, USA – gest. 2018 in Oakland, Kalifornien, USA) liebt es, Grenzen auszuloten: Er führt Comichelden in den Olymp der Kunst, spannt den Bogen vom klassischen Akt zu den Pin-Ups der Erotikfotografie und verbindet die Bildwelten von Werbung und Alltagskultur mit den großen Traditionslinien der Kunstgeschichte. Diese interpretiert er neu und setzt sie der ikonisierten Welt von Konsum und Reklame gleich. Dabei berührt er gesellschaftliche Themen, ohne sie theoretisch zu überfrachten.
Mel Ramos war ein Schüler des US-amerikanischen Malers Morton Wayne Thiebaud, der dem Umfeld der Pop Art zugerechnet wird. Daher stand auch Mel Ramos der Bay Area Figurative School nahe, die sich in den 1950er Jahren vom Abstrakten Expressionismus distanzierte.
1961 begann Mel Ramos Comic-Figuren und Superhelden zu malen. Die Rollenbilder von Frauen und heroischen Vorbildern spiegeln die tiefgreifenden Umbrüche der 1960er- und 1970er-Jahre wider. Ramos zeigt Frauen offen in ihrer erotischen Ausstrahlung, jedoch stets als selbstbestimmte Akteurinnen. Darin unterscheiden sie sich deutlich von den ambivalenten Darstellungen etwa bei Allen Jones oder Tom Wesselmann. Bei Ramos dominiert vielmehr eine idealisierende Sichtweise, die bereits in seinen Darstellungen von Comichelden (insbesondere von Wonder Woman) angelegt ist.
Seine modernen Frauenfiguren, Stars und Starletts, stehen in einer Traditionslinie mit den Göttinnen des Olymps, den Gestalten der antiken Mythologie sowie den mit übermenschlichen Kräften ausgestatteten Superheldinnen des Comicuniversums der 1940er-Jahre. Sie verkörpern eine sinnliche, zugleich kraftvolle Erotik selbstbewusster Frauen.
Im Zentrum seines künstlerischen Schaffens steht somit weniger die doppeldeutige Konsumwelt als vielmehr eine neu formulierte Hymne an die Schönheit. In der Überlagerung von Schönheitsidealen – von der Klassik über den Comic bis hin zum Glamour des Catwalks und Hollywoods – zieht Ramos eine klare Linie von der zarten „Psyche“ bis zur sinnlichen Präsenz einer Uma Thurman.
Werke in der Sammlung Ludwig
Catwomen, 2014, Radierung, 73 x 52,6 cm, Inv. Nr. LM 2015/4.
Catwomen, 2014, Lithografie, 58,5 x 58,2 cm, Inv. Nr. LM 2015/5.
Hawkman, 2014, Holzschnittdruck und Acryl auf Somersetpapier, 90 x 66 cm, Schenkung des Künstlers, Inv. Nr. LM 2015/1.
Superman, 2014, Originallithografie, 115 x 85 cm, Sammlung Ludwig Koblenz, Inv. Nr. LM 2015/3.
Phantom, 2014, Originallithografie, 120 x 80 cm, Schenkung des Künstlers, Inv. Nr. LM 2015/2.
