Masumi Hayashi

Masumi Hayashi war fast zwanzig Jahre lang Professorin für Fotografie an der Cleveland University. Sie wurde als Kind japanischer Eltern 1945 in einem Internierungslager in der Nähe von Phoenix geboren, welches die Familie einen Monat später wieder verlassen konnte. In ihren Fotoarbeiten der 1980er Jahre ist Masumi Hayashi noch einmal an diese Orte zurückgekehrt und leistet mit ihrer Dokumentation über die Internierungslager für Japaner einen eigenen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte Amerikas. Charakteristisch für die Arbeiten von Hayashi ist die vielfach ge- und bespiegelte Übersichtslandschaft. Im Echo der Repetition, die einzelne Bildsequenzen wie im Gefrierzustand zeigt, werden unterschiedlichste Momente für die Wahrnehmung gesteigert. Die Orte sind nicht nur mit der Kamera aufgenommen, sondern sie werden durch die Collagetechnik zugleich verfremdet und gesteigert. Im Vervielfachen des Motivs liegt eine Erstarrung der Sicht: wie im Blick zurück, bei dem die reale Zeit und ihre Wahrnehmung nur noch als Rekonstruktion erlebt werden. Geschichte und kulturelles Selbstverständnis spielen vor allem auch in der Indien-Serie aus den Jahren 1999-2001 eine entscheidende Rolle. Die Motive an die sie heranführt, sind jene, die man aus touristischer Sicht erwartet. Tempelanlagen, Buddha-Statuen und Ruinen werden inmitten üppiger Vegetation vorgeführt. Doch ist das Verfahren bei Hayashi im Vergleich zu den früheren Arbeiten leicht modifiziert: Jegliche Wiederholung scheint der Steigerung der Wahrnehmbarkeit, aber auch der Schönheit an sich zu gelten. Die Schönheit des Ortes wird gleichsam huldigend umschmeichelt, die Symmetrie um ein Vielfaches potenziert. Die Architekturen verhalten sich nicht anders: auch hier ein den Raum überspannendes Verstreben von Bögen und Böden (z. B. Buton Temple, Bodh Gaya, 2000) bis hin zur kaleidoskopartigen prismatischen Brechung. Den leeren, um so erhabener wirkenden Tempelanlagen, die von auratischer Majestät und geheimnisvoller Ruhe umflort sind (z. B. Laxmana Temple,Khajuraho, Indien, 2000), stellt Hayashi Ansichten entgegen, in denen Menschen auftauchen, wie in „Man and God, Hall of a Thousand Pillars, Meenakshi Temple, Madurai“ aus dem Jahr 2001. Diese sind jedoch ganz zurückgenommen, treten kaum aus der Architektur heraus. Damit gewinnen diese Collagen etwas Auratisches, etwas geradezu Sakrales, das dem Sujet des Werks angemessen begegnet.

Werke in der Sammlung Ludwig Koblenz

Man and God (Hall of a Thousand Pillars, Meenakshi Temple, Madurai), 2001, Foto-Collage, 49,5 x 134,6 cm, Inv. Nr. LM 2002/1

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