Martial Raysse

Bel été concentré

Martial Raysse kommt bereits Anfang der 1960er Jahre in Kontakt mit der amerikanischen Kunstszene, insbesondere auch mit Andy Warhol. Wie dieser beginnt auch Raysse mit Siebdruck zu experimentieren und übernimmt zugleich Warhols Grad der Verfremdung durch Vereinfachung der fotografischen Vorlage und einer zu Farbflächen zusammengezogenen Farbigkeit. Bei „Bel étéconcentré“ handelt es sich um ein Selbstbildnis des Künstlers, der hier, lässig und wie zufällig des Weges geht. Das vollkommen in Schwarz gehaltene Bildnis wird ganz eng gefasst und ausschließlich auf die Figur hin konzentriert. Farblich ist das Ganze mit einem kräftigen Violett-Ton hinterlegt, aus dem nur das weiße Einstecktuch, die grüne Krawatte und die orangefarbenen Schuhe kontrastreich hervorstechen. Das vermeintliche „Einstecktuch“ entpuppt sich bei genauerer Kenntnis jedoch als ein kleines Notizheftchen, in das Martial Raysse mit farbigen Stiften kleine Skizzen gezeichnet hat und diese wiederum zu einer eigenen verrätselten Geschichte zusammenfasst. Gerade durch das kleine Skizzenbuch wird die Bedeutung des alltäglichen Motivs, des jugendlichen Selbstbildnisses, zugleich auch mit der Selbstdarstellung als Künstler deutlich. Der junge Mann, der dem Betrachter lebensgroß gegenübersteht – verfremdet durch die grelle Farbigkeit – präsentiert sich als spontaner Lebenskünstler.

Image 7

Das Werk gehört in eine Reihe von Bildern gleichen Titels und einer Vielzahl an Zeichnungen, die zwischen 1973 und 1976 entstehen und steht im Zusammenhang mit Martial Raysses Serie Coco Mato, die 1974 bereits gezeigt wird. In der Parisier Galerie Karl Flinker stellt Martial Raysse diese Werkgruppe unter dem Titel „Loco Bello“ 1976 aus. Als gemeinsames Sujet vereinen diese Werke jeweils einen Baum im Zentrum der Komposition, auf dem und um den herum sich kleine fremdartige Wesen, Tiere und hybride Gestalten wie in einem Mikrokosmos tummeln. Ikonografische Hinweise auf den Baum des Lebens oder auch auf die Arche Noah scheinen mit angelegt zu sein. Martial Raysse lässt diese Deutungen offen, wenngleich nur allzu evident wird, dass hier die pure Lebensfreude, die Einfachheit des Daseins gedanklich und visuell durchgespielt wird. „’Lege deine 360 Knochen unter einen schönen Baum / Blicke unter die Augenlider’ heißt es in einem Gedicht, das dem Malereizyklus ‚Loco Bello’ aus 1976 seinen Namen geben wird. Raysse befasst sich hier mit dem, was Gilbert Lascault so trefflich als ‚Kartografie’ der Bäume und ihrer ‚ruhigen Entwurzelung’ bezeichnete… – Eine Rückkehr zu sich selbst.“ (Ausst.-Kat. 1993, S. 7) Raysse, der in dieser Zeit
in Ussy-sur-Marne lebt, entdeckt ganz und gar seine eigene Umgebung, die er in allen Details malt und skizziert, sie aber auch in ihrer mythischen Überhöhung erprobt. „Image 7“ entfaltet nicht nur ein opulentes Szenario einer idyllischen Welt im „Kosmos“ Baum, sondern auch Andeutungen des Todes durch die drei an Totenköpfe erinnernden chimärenhaften Fratzen.

Werke in der Sammlung Ludwig Koblenz

Bel été concentré, 1967, Siebdruck auf Kunstleder, 191,5 x 50 cm, Inv. Nr. LM 1992/30

Image 7, 1975, verschiedene Techniken, 120 x 148 x 10 cm, Inv. Nr. LM 1992/72

Audioguide Martial Raysse – Bel ete concentre:

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