Jürgen Faust

Die Arbeiten von Jürgen Faust umkreisen philosophische Reflexionen, zumeist über Zeit, Vergänglichkeit und Raum. Jürgen Faust konzentriert dies auf einfache Symbole und Materialien, wobei er den Prozesscharakter von den der Veränderung unterworfenen Materialien mit einbezieht. Auch die Arbeit im Ludwig Museum, bestehend aus vier unterschiedlich großen Bildtafeln, reflektiert diese Dimensionen. Die fast monochrom wirkenden Arbeiten, seine zum Weiß tendierenden Kalktafeln, thematisieren mehr als rein auf die Fläche bezogene haptische Gegebenheiten. Vor allem durch die wiederholte Schichtung der Farbflächen, die wie in einem allmählichen Werden erst entstehen und immer wieder neu überarbeitet werden können, wird eine konsistente und dennoch luzide Farbigkeit gewonnen. In diesem Schicht für Schicht Anwachsen der Tafeln wird Prozessualität sichtbar und damit in der Materie selbst verankerte Zeit zum Ausdruck gebracht. Die Tatsache, dass das verwendete Kupfersulfat (hier als zarter Türkiston sichtbar) mit der Zeit auch optische Veränderungen an den Tafeln hervorruft – aufgrund chemischer Reaktionen –, steigert noch einmal die Absicht, den Faktor Zeit in die Bildtafeln selbst zu inskribieren. Die Aufhebung dieser Temporalität vollzieht Jürgen Faust, indem er die gewonnenen Schichten wieder aufbricht, abkratzt, (zer-)stört und das abgetragene Material erneut zusammenfügt und wiederholt im Bild figuriert. In einem solchermaßen angelegten Recycling-Prozess werden Strukturen der ständigen Wiederkehr unter evolutionären, d.h. sich weiterentwickelnden Prinzipien deutlich. Materie geht bei Jürgen Faust weder gedanklich noch substanziell verloren. Das physikalische Grundprinzip der Erhaltung aller materiellen Substanzen wird bei ihm respektiert und sinnlich veranschaulicht. Die dabei gewonnenen Aspekte der „Bilderstellung“ sind in allererster Linie visuelle Gedankenkonstrukte und weniger rein sinnliche Ereignisse. Alle Arbeiten von Jürgen Faust, seien es seine zu Gruppen zusammengestellten Tafeln, die in ihrer scheinbar so zufälligen Kombinatorik gleichwohl einer sehr stringenten Logik folgen, oder seien es seine neuen Videoinstallationen, die mit der realen und der virtuellen Wirklichkeit von Bildern arbeiten, sie alle provozieren das Nachdenken über menschheitsgeschichtliche Inhalte und Begrifflichkeiten.

Werke in der Sammlung Ludwig Koblenz

ohne Titel,1997, Kalktafeln, vier Teile, Inv. Nr. LM 1998/94-T 1-4

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