Jean le Gac gehört zu den internationalen Avantgardekünstlern der ersten Stunde, die mit Foto-Text-Arbeiten und einer neuen Strategie der Reflexion über Kunst und über die Person des Künstlers seit 1967 die Diskussionen über das Entstehen von Kunst bereichern. Wunderbare, humorvolle Bild-und Text-Erzählungen über den Künstler, seine Empfindungen und Abenteuer erschließen ein Werk, das sich mit François Truffauts Filmen und dem Nouveau Romanvon Robbe-Grillet vergleichen lässt. In „Story Art“ befasst sich Jean Le Gac, der zahlreiche seiner Werke aus dieser Zeit mit dem gleichen Titel bedenkt, mit einer fiktiven Geschichte, in deren Zentrum wieder einmal ein Maler steht. Dieser befindet sich in seinem Atelier und öffnet nächtlichen Eindringlingen die Tür. Die Überraschung scheint auf beiden Seiten vollkommen: auf Seiten des überaus elegant in einen Morgenmantel gehüllten Gentleman-Malers, der eher ein Beau denn ein Künstler zu sein scheint, und auf Seiten der maskierten Gangster selber. Der Moment bleibt eingefroren, denn niemand weiß, was vorher geschah, noch, was folgen wird. Nur wenige Partien hat Jean Le Gac zeichnerisch modelliert, vieles hingegen bleibt als unfertige, flüchtige Skizze bestehen. Vor der Leinwand steht ein Jugendstil-Blumenständer, auf dem mehrere kostbare, mit Goldschnitt versehene Folianten liegen, auf denen wiederum ein ältlicher Filmvorführer steht. Die gesamte Installation bedingt einander, und der Titel des Werks verrät schließlich, dass es sich hier um eine mögliche Szene aus einem noch zu realisierenden Film drehen könnte. Das „Story Board“ bezeichnet die skizzenhafte Visualisierung des szenischen Ablaufs eines filmischen Handlungsgeschehens und ist insofern äußerst wichtig für die Dramaturgie eines Filmes. Jean Le Gac bedient sich hier eines filmischen Stilmittels, um seine eigene Filmchoreografie zu entwickeln, in der der Maler (das zuweilen auch eigene Selbst) immer wieder im Zentrum steht. Dass dabei die Episoden ins Absurde abdriften und die Erzählungen selbst bei vermeintlichen autobiografischen Zügen ins rein Fiktive geraten, ist dabei ebenso absichtsvoll wie humorvoll.
Werke in der Sammlung Ludwig Koblenz
Story Art (avec menace), 1986, verschiedene Techniken, Leinwand Holzständer, Bücher und Filmprojektor, 210 x 340 cm, LM 1992/11-T1-T3
Audioguide Jean Le Gac – Story Art: