Der Künstler Jasper Johns wurde am 15. Mai 1930 in Augusta, Georgia geboren. Nach seinem Studium an der University of South Carolina in Columbia (1947-1948) und an der Parsons School of Design in New York (1949) absolvierte er seinen Militärdienst (1951-1953).
Im Jahre 1954 arbeitete er zusammen mit Rauschenberg als Schaufensterdekorateur und freundete sich später mit John Cage und Merce Cunningham an. Zudem begann Jasper Johns in diesem Jahr, sich verstärkt der Malerei zu widmen. Jasper Johns gilt als Bindeglied zwischen dem Abstrakten Expressionismus, der New York School und der Pop Art. So greift er z.B. durch das Einführen banaler Motive den Pop-Art Künstlern vorweg, bleibt aber stets seiner gestischen und schnellen Malweise treu. Kennzeichnend für seine Kunstwerke sind typische Motive wie Zielscheiben, Flaggen, Buchstaben und Zahlen sowie die Techniken Collage, Öl- und Enkaustikmalerei. Das Zahlenmotiv von 0 bis 9 rückte im Jahr 1955 in seine Arbeiten, zunächst in Form monochromer Gemälde in Enkaustik und Collagetechnik, Ende der 1950er Jahre in zunehmend expressiver und stark farbiger Malweise.
Die Figure 0 aus dem Jahr 1959 ist in Encaustik auf ungrundierter Leinwand und collagiertem Zeitungspapier ausgeführt. Enkaustik ist eine Technik, bei der Pigment mit Wachs gebunden wird, wodurch eine dickflüssige Farbe entsteht, die beim Abkühlen des Wachses sehr schnell trocknet, was schnelles arbeiten ermöglicht.
Johns hat die Kontur der Zahl nicht scharf umrissen, sondern mit schnellem Pinselduktus zusammengesetzt, in Teilen sogar durchbrochen. Das Gemälde wirkt dadurch weniger plakativ als die vorangegangenen Zahlenbilder. Durch den lebhaften Pinselrhythmus entsteht eine „malerische“, vielleicht sogar aggressive Variante, die der Ziffer das Konkrete nimmt und ihr eine besondere Ausdrucksstärke verleiht.
„Figure O“ aus der Serie Johns erster Zahlenbilder, in denen er die Farben von Nll bis Neun malte, gilt als ein bedeutendes Frühwerk von Jasper Johns, das die expressiven malerischen Qualitäten mit dem ästhetisch Banalen der Gebrauchstypographie in Einklang bringt.