Das Gemälde entstammt Gasiorowskis hyperrealistischer Phase der Jahre 1965-72, kurz nach seiner zehnjährigen Schaffenspause von 1953 bis 1964. Es ist Teil des Bilderzyklus’ „Tableaux noirs“ (schwarze Bilder), den der Maler ausschließlich in schwarzer Acrylfarbe auf weißer Leinwand modelliert hat. Dabei malt Gasiorowski nur die dunklen Elemente, während die weißen allein durch Freilassen der Leinwand entstehen. Er überträgt hier die Schwarz-Weiß-Fotografie– vermutlich ein selbst aufgenommenes Foto – eines sommerlichen Segelvergnügens in fotorealistische Malerei. Der Titel „Nature: Ensemble de choses qui existent réellement“, der soviel bedeutet wie „Natur: Gesamtheit der tatsächlich existierenden Dinge“, deutet bereits an, dass der Künstler mit der Realität (des Fotos und der Segelszene) und der Virtualität (der Szene als Gemälde) spielt. Der Betrachter muss sich klarmachen, dass die Darstellung, die wie ein zufälliger Schnappschuss wirkt, in minutiöser Malweise entstanden ist. Zugleich assoziiert Gasiorowskis Malweise auch die Serigrafien der zeitgleich tätigen Pop Art-Künstler. Indem er das Foto auf Leinwand reproduziert, schaltet Gasiorowski scheinbar die Handschrift des Künstlers aus. Es geht ihm darum, eine mechanische und zugleich malerische Kopie anzufertigen. Die hyperrealistische Phase ist der Auftakt zu einem sehr vielseitigen Werk, wobei Gasiorowski nicht auf den hyperrealistischen Stil festzulegen ist, sondern immer wieder überraschende stilistische Wechsel vollzieht.
Werke in der Sammlung Ludwig Koblenz
Nature: Ensemble de choses qui existent réellement, 1965, Acryl auf Leinwand, 150 x 150 cm, Ludwig Inv. Nr. LM 1992/5
Audioguide Gérad Gasiorowski – Nature: