François Boisrond

François Boisrond gilt neben Robert Combas, Rémi Blanchard und Hervé di Rosa als einer den zentralen Vertreter der Figuration libre. Darstellungen des Alltäglichen, Stadtansichten, Schaufenster, Videospiele, aber auch Porträts sind typisch für diese Werkphase. Boisrond arbeitet flächig und plakativ. Sein zeichenhafter Stil schematisiert die Darstellungen und reduziert sie häufig auf nebeneinander gesetzte Farbflächen. Die Welt des Comics und des Graffitis ist dabei eine stete Inspirationsquelle seiner Arbeiten, und nicht selten wirken seine Werke selbst comichaft.

ohne Titel

Das 1985 entstandene Bild „ohne Titel“ gleicht einem in sechs Bildfelder aufgeteilten Comicstrip. Dabei steht jeweils ein helles und heiter gehaltenes Bildfeld einem eher düster und bedrohlich wirkenden gegenüber. Die Bildkästen sind mit Zeichen angefüllt, die auf den ersten Blick in keinem ersichtlichen Erzählzusammenhang stehen. Das Werk wirkt dekorativ, fast wie eine Patchwork-Arbeit. Boisrond malt andeutungsweise Gesichter und Landschaften, die sich im Zentrum des Bildes zu Eiffelturm und Pariser Straßennetz zusammenfügen. Oberhalb des Eiffelturms richten sich gelb-rot markierte Kreuzformen wie Feuerwerk in den Nachthimmel. Der Heiterkeit des Gesamteindrucks mischt Boisrond so eine doppeldeutige Lesart unter, denn es bleibt offen, ob das Feuerwerk nicht auch Kreuze auf einem Friedhof sind. Rechts und links dieser beiden Hauptmotive markiert Boisrond mit stilisierten Gesichtern plakativ Freude und Trauer als Grundtenor menschlichen Lebens. Wie im Bilderbuchstil zeigt der Künstler ein Standardmodell der Kultur unseres Jahrhunderts – und dies ohne zu moralisieren. Wie Boisrond selbst sagt: „Ich bin einer Kunst müde, die nicht aufhört, die Vorteile des Aktuellen zu suchen, weil sie unfähig ist, das Unermeßliche darzustellen…Ich kenne eine unermeßliche Dauer, nämlich den Blick, den man auf ein Kind richten kann … Der Mensch tötet dieses Kind.“(aus: Ausst.-Kat. Ateliers 81/82, ARC Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris1982)

L’allée ombrée

1988 entsteht das Werk „L’allée ombrée“ – die schattige Allee–, das einen sonnigen Sommertag in der Stadt darstellt. Farbenfroh inszeniert Boisrond eine belaubte Allee in einem städtischen Park, die in Zentralperspektive auf ein historisches Gebäude zuführt, hinter dem sich die Wohngebäuden angedeutete Silhouette einer Großstadt erhebt. Im Schatten der Allee finden die Parkbesucher etwas Abkühlung an diesem strahlenden Tag. Wie stark die Sonne scheint, wird durch gelbe Lichtreflexe am Boden der Allee angedeutet, auf dem sich auch allerlei Parkbewohner wie Vögel niedergelassen haben. Die Szene wirkt heiter, wenngleich die Schatten werfenden Bäume in ihrer massiven dunklen Präsenz einen Gegenpol zu den hellen Sonnenreflexen darstellen. Boisrond wird gerne auch als Maler des Glücks bezeichnet, der populäre Bildgegenstände und alltägliche Bildwelten mit seinem zeichenhaften und fröhlichen Malstil auf Leinwand fixiert. Gleichwohl bleibt hier Boisrond auch nicht kritiklos: Abfall säumt die Allee der Schatten wirkt wie eine bedrohliche Masse. Der Park wird so zur Ersatzidylle mit Störungen.

Werke in der Sammlung Ludwig

ohne Titel, 1985, Acryl auf Leinwand, 205 x 270 cm, Inv. Nr. LM 1992/71

L’allée ombrée,1988, Acryl auf Leinwand, 195 x 130 cm, Inv. Nr. LM 1992/62

 

Audioguide Francois Boisrond – L’allee ombree:

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