Daniel Tremblay

Daniel Tremblay entführt den Betrachter in seiner Arbeit „Rose lune“ in die Stille und Poesie der sternenklaren Nacht: Zwei stilisierte Gestalten im Profil (man mag sie als Frau und Mann identifizieren) liegen mit geschlossenen Augen versetzt hintereinander, während über Ihnen drei Sterne und ein sichelförmiger Mond prangen. Tremblay hat diese friedlich wirkende Szene aus fünf übereinander liegenden schwarzen und rosa Linoleumplatten in unterschiedlicher Tiefe und somit differenzierter Farbigkeit geschnitten, welche dem Werk auch seinen Namen geben. In vergleichbaren Arbeiten aus demselben Jahr greift Tremblay auf die bekannten Elemente der Paare im Profil, dem Halbmond und der
Sterne zurück, so z. B. in „Papillon du soir“ (Abb. vgl. Kat. 2009, S. 95) – dem Nachtfalter – in dem er Mann und Frau vor einem Halbmond träumerisch versunken schweben lässt, sowie in weiteren unbetitelten Werken, die fast alle ebenfalls in Linoleum ausgeführt sind. Die symbolisch anmutende Bildsprache von lächelnden menschlichen Silhouetten im Profil, Sternen und Mondsicheln sind ein Markenzeichen seines kurzen Kunstschaffens. Er inszeniert sehr poetische und verträumte Szenen und greift dabei immer wieder auf das Thema der Nacht zurück, das sein gesamtes Werk wie ein roter Faden durchzieht und eine
gewisse Todessehnsucht assoziiert. Typisch für Tremblay ist auch die Verwendung von kunstfremden und vorgefertigten Materialien, wie Fußabstreifern, Bürsten oder übereinander geschichteten Kautschukplatten, die ihm als Reliefgründe dienen. Damit beweist Tremblay einen feinsinnigen Humor, indem er mit geringsten Veränderungen an Alltagsgegenständen Kunstwerke entstehen lässt, deren tatsächlichen Ursprung der Betrachter häufig erst auf den zweiten Blick erkennt. Das Werk „Rose lune“ entstand im Todesjahr des Künstlers, der bei einer nächtlichen Autofahrt unter „sternenklarem Himmel“ in der Nähe seiner Heimatstadt Angers im Alter von 35 Jahren verunglückte.

Werke in der Sammlung Ludwig

Rose lune, 1985, Linoleum und Malerei, 72 x 181 cm, Leihgabe Sammlung Ludwig
Inv. Nr. LM 1992/47

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