César

Bereits Ende der 1940er Jahre befasst sich César in seinen Skulpturen mit Assemblagen aus Schrott und Altmetall. Ab 1960, vor allem durch den Einfluss und die Zusammenarbeit mit den Künstlern des Nouveau Réalismeum den Kunsttheoretiker Pierre Restany entstehen seine Compressions dirigées (durch eine Metallpresse zusammengedrückte Autokarosserien oder Metallobjekte aller Art). Durch puren Zufall sei er mit seinen Kompressionen zu den jüngeren Nouveaux Réalistes gestoßen und habe deren Manifest nachträglich unterzeichnet, da es eine gemeinsame Idee über die direkte Aneignung der Realität gegeben habe. Während die Kritik den Kunststatus der industriell gepressten Autowracks bezweifelte, sei ihm erst durch Restany bewusst geworden, dass die Kompressionen alle Bedingungen des „Objektes“ erfüllten und dass eine progressive Linie vom Fahrrad-Rad Duchamps von 1913 zu den hydraulisch zerquetschten Autos von 1960 führe, vom Ready-made zum Objet-plusals „modernste Geste der Plastik des Jahrhunderts“(Restany). „Ich kann heute noch nicht sagen, ob die Kompression wie das Ready-made eine Grenzgeste ist. – Ich bin ein Bildhauer in der Tradition. Ich bin – wie sagte meine Mutter – Michelangelo oder Rodin. Ich bin zugleich Duchamp oder Man Ray.“ [Thomas Zacharias über César, in: Künstler –Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Detlef Bluemler/Lothar Romain (Hgg.), Ausgabe 42, München 1998.]

Seit den späten 1960er Jahren finden – auch unter dem Einfluss der amerikanischen Pop Art – farbige Kunststoffe in seinen Werken Verwendung, die er ebenfalls im Gussverfahren zu ironischen Dingfetischen gestaltet. Diese sog. Expansions, zähe Flüssigkeiten, aus Polyethylen, die aus beigegebenen Gefäßen herauszulaufen scheinen, nehmen ebenfalls einen wichtigen Teil seines Œuvres ein. Ihnen folgen die sog. Objets enveloppés aus den 1970er Jahren, ready-made-artige Gegenstände wie Schreibmaschinen, die in zerknautschtes Plexiglas eingeschweißt sind.

Dem Daumen, der in mehreren Auflagen in verschiedenen Größen in Bronze gegossen wurde, liegt ein Original in orangerotem Polyester von 41 cm Höhe aus dem Jahr 1965 zugrunde. Anlass dieser Arbeit war laut César eine Aufforderung von seinem Galeristen Claude Bernard, sich an einer Ausstellung zum Thema der Hand zu beteiligen. Abgebildet ist der authentische Daumen Césars selbst. Assoziationen an die berühmte Daumen-Geste des römischen Feldherrn Gaius Julius Cesar seien durchaus erwünscht … Versionen des Daumens aus unterschiedlichen Materialien in diversen Größen wurden 1968 auf der documenta IV in Kassel ausgestellt. Der Koblenzer Daumen wurde in den frühen 1970er Jahren von Boquel für die vierte Bronzefassung gegossen. Dieser Version folgten noch zwei Einzelstücke, ein sechs Meter hoher Daumen für die Stadt Seoul und ein zwölf Meter hohes Exemplar für das Pariser Büroviertel La Défense.

Werke in der Sammlung Ludwig

Le pouce, 1965, Bronze, 240 x 140 x 105 cm, Inv. Nr. LM 1993/77

Audioguide Cesar – Le pouce:

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