Auf der Rückseite der Leinwand kommentiert Ben Vautier den Schriftzug der Vorderseite, der auffällig und – völlig unüblich für Ben Vautiers Arbeitsweise – übermalt und dann überschrieben ist: „Ich hatte geschrieben ‚Ben ist wichtiger als Warhol’, nach einiger Zeit dachte ich, dass Warhol nicht wichtiger ist als niemand, also dachte ich, dass Ben wichtiger ist als niemand.“(Ausst.-Kat. 1987 o.S.) Die optische Wirkung des Bildes basiert zunächst auf dem Gegensatz zwischen Weiß und Schwarz, vor allem aber zwischen der oberen und der unteren Bildhälfte. Den sorgfältig geschriebenen Blockbuchstaben im oberen Teil des Bildes folgt mitten im Satz abrupt ein Sinneswandel, der sich in einem heftigen schwarzen Pinselstrich äußert, der das bereits Geschriebene „ausradiert“. Das Ganze wirkt wie von Kinderhand besudelt: Ein im Grunde perfektes Werk scheint zerstört, zumal nicht säuberlich retuschiert wird, sondern in Schreibschrift die Botschaft korrigiert wird. Der Satz in der jetzigen Form jedoch irritiert, denn die Selbsterhöhung des Künstlers findet keinen rechten Maßstab, keine Herausforderung, wenn es um „Niemand“ geht. Erst wenn der Bildbetrachter weiß, dass vor dem Überschreiben dort der berühmte Name Warhol gestanden hat, wird die Dimension der künstlerischen Selbstreflexion und damit auch ihre Bemessungsgrundlage verständlich. Für viele Künstler aus Europa und insbesondere aus Frankreich ist Andy Warhol mit seiner Pop Art tonangebend. Vautier kommt zumindest über die Nouveaux Réalistes mit dessen Konzepten in Berührung. Sich an Warhol zu messen, grenzt an Vermessenheit. Ben, dem das eigentlich nichts ausmacht, zieht dennoch seine Schlussfolgerungen aus der eigenen These. Er selbst hat mehrfach betont, dass er das Bild, mit dem er ganz und gar unzufrieden ist, nicht an Peter Ludwig verkaufen wollte, der sich seinerseits jedoch nicht beirren ließ.
Werke in der Sammlung Ludwig
Ben is more important…, 1972, Acryl auf Leinwand, 97 x 130 cm,
Inv. Nr. LM 1992/23
Audioguide Ben Vautier – Ben is more important