Anton Solomoukha

Das in Paris entstandene Gemälde „Que c’est bien de mourir en faisant l’amour“ – Wie schön es ist während des Liebesaktes zu sterben – belegt, wie der in Kiew unter dem Stil des sozialistischen Realismus ausgebildete Solomoukha nach seiner Übersiedlung nach Frankreich 1978 zu seiner eigenen Bildwelt findet. Auf der leicht querrechteckigen, großformatigen Leinwand verteilen sich auf einem in mehreren Farbschichten aufgetragenen Grund verschiedene, gegenständlich aufgefasste Elemente sowie handschriftlich notierte Buchstaben- und Zeichenfolgen, die teilweise durchgestrichen sind.

Dabei wird die Komposition von dem zweidimensional angelegten, auf Grundformen reduzierten Torso einer menschlichen (Frauen-)Figur beherrscht. Dieser weist an seiner linken Schulter einen Flügel auf und setzt sich unterhalb der Taille in einen nur mit schwarzer Linie ausgeführten, schneckenartig sich windenden Unterkörper fort. In der linken oberen Bildecke, in Großbuchstaben wie von Kinderhand mit Kreide auf eine Tafel aufgetragen, findet sich der orthografisch fehlerhafte, französischsprachige Bildtitel. Ein mit schwarzer Linie umrandetes, ockerfarben unterlegtes Bildfeld zeigt am unteren Bildrand eine mit schwarzen Linien eingeschriebene Brustfigur. Diese wirkt abermals wie von Kinderhand gezeichnet und stellt sich als eine Art Hase dar. Rechts oben ist schließlich ein kelchartiges Gefäß zu sehen, in dem drei kugelartige Gebilde liegen. Weitere zitathafte Symbole wie eine Dornenkrone (Christi), eine Art Leiter (Himmelsleiter) und damit eine Konnotation mit Religiösem bleiben unausgefüllt.

Schwarz ist die von Solomoukha bevorzugte Farbe und die Nacht seine favorisierte Tageszeit. Vielleicht kontrastiert der schwarz unterlegte Bereich, in den der Bildtitel eingeschrieben ist, als „nächtliche“ Seite menschlicher Existenz im Gegensatz zu den in Blautönen gehaltenen Bildbereichen, die sich sodann als Himmelssphäre deuten ließen. Nostalgisches und Träumerisches sind jedenfalls die Schlüsselthemen in der für die 1980er Jahre paradigmatischen Malerei von Solomoukha. Archetypische Formen und Symbole werden als individuelles Zeichensystem visualisiert, den Farben wird – vor dem Hintergrund eines wohl auf die Schriften von Properz (Mitte 1. Jh. vor Chr.) zurück gehenden Bildtitels – eine stark emotionelle, lyrische Bedeutung zugewiesen. Der unbekleidete Körper der Frau, um den herum in dieser Komposition alles zirkuliert, ist für Solomoukha immer schon die Sprache des Lebens. Er wird hier zum Denkmal der Vergänglichkeit unserer Existenz und bleibt bis in die Gegenwart – in der sich Solomoukha dem Medium der Fotografie zugewandt hat – sein Leitmotiv.

Werke in der Sammlung Ludwig

Que c’est bien de mourir en faisant l’amour, 1985, Acryl auf Leinwand, 200 x 227 cm,  Inv. Nr. LM 1992/67

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