Anne-Marie Pêcheur

Anne-Marie Pêcheur kommt ursprünglich aus dem Bereich der Grafik. Nach dem Studium entfernt sie sich jedoch von der Grafik und findet über die Zeichnung und das plastische Perforieren von Papier schließlich zur Malerei. Anfang der 1980er Jahre tritt dann auch Farbe in ihr Werk. Die zum Ludwig Museum gehörige Arbeit entstammt der frühen malerischen Phase der Künstlerin. In ihrer Präsentation ohne Keilrahmen scheint die Arbeit noch der Bewegung Supports/Surfaces verbunden. Die flaggenähnlich in drei Zonen aufgebaute Leinwand wird durch unterschiedliche wiederkehrende Bildformenrhythmisiert. Geschlossene und offene Pinselstriche wechseln sich ab, während augenförmige Kreise sowie bewegte Pinselhiebe in Rot- und Orangetönen zwischen den drei Bereichen vermitteln. Dabei erzielt Anne-Marie Pêcheur durch die Verteilung der Tonwerte eine differenzierte Farbgestaltung. Sie lässt eine expressive Struktur entstehen, die vom Rhythmus der Formen und Farben geprägt wird. Anne-Marie Pêcheur modelliert eine sensible Bildstruktur und erzeugt dadurch ein harmonisch rhythmisiertes Kunstwerk. Geprägt von ihren grafischen Wurzeln ist sie stets auf der Suche nach dem „Darüber, dem Darunter und dem Inneren der Dinge“, nach dem Wesen der Malerei, ja dem Wesen der Welt selbst. Sie sagt von sich: „Ich möchte die Zeit in Texten und Worten sprechen lassen, die wie beim pointillé dem Weg eines Individuums geradlinig folgen und diese gemalten Erinnerungen akzeptieren. Punkt zu Linie, geflochtene Materialität, eine Farbe steigt auf aus ihrer jetzigen Leere und wird zur strahlenden Oberfläche. So meine Obsession (daß die Zeit vorbeigehe), die Leinwand ist durchlöchert, die Farbe geht vorbei… Raum in die Leinwand skulptiert… Mein Auge spaziert über diese Leerstellen, diese Löcher des Vergessens, genau das entspricht mir – Gebärde der Faust nahe der Schrift…“. (in: Ausst.-Kat. 1987, o.S.)