Alain Kirili

Der Franzose Alain Kirili arbeitet gern mit harten Materialien, mit Eisen, mit Steinen und unterstreicht die Gegensätze zwischen runden, geradezu handschmeichelnden Formen und harten Kanten in seinen sich zu ganzen Ensembles zusammenschließenden Stelen. Er selber leitet diesen Gegensatz von seinen Beobachtungen in Indien und Nepal ab, wo in den klassischen Darstellungen die beiden Prinzipien des Männlichen und des Weiblichen ebenfalls in fast abstrakter Form – jedenfalls für das europäisch geschulte Äuge – erscheinen. Kirilis Arbeiten sind nicht nur symbolgesättigt, sie sind auch voller unmittelbarer Sinnlichkeit. Die 1979 entstandene Arbeit „Commandement I“ wurde bereits 1980 für die Sammlung des Museum Ludwig in Köln erworben. Kirilis gehämmerten und geschmiedeten Eisenplastiken sind gestalterisch geprägt von den elementaren Formthemen der Waagerechten und Senkrechten, der Linien, Flächen und Volumen, von rechten Winkeln, Kreuzungen und Durchstoßungen, besonders aber von der Vertikalen. Seine Eisenskulpturen sind signethafte Mini-Monumente, wie „Commandement I“, oder schlanke totemhafte Stelen, die einen religiösen Inhalt evozieren. „Im Oktober vollendete ich in New York die Skulptur Commandement. Ich kann dazu nichts Besonderes sagen, höchstens, daß sie mich an jüdische Kultobjekte erinnert: an die Rimonim. Das sind Gegenstände aus Silber, die man auf die Thora legt. Rimonim heißt auf Hebräisch Granatapfel, die Frucht, die im Orient wächst. Die Erklärung liegt darin, dass es ebenso viele Kerne in dieser Frucht gibt wie Gebote in der Thora. Diese Skulptur nun ist eine Umsetzung von Zeichen. Sie ist ein Feld von Zeichen. Die Skulptur paßte sehr gut zu meinen Vertikalskulpturen in der Galerie, als wären das Alte und das Neue Testament beisammen, ausgeführt in einer Skulptur. Der Titel Commandement (Gebot) ist im Singular. Die Vertikalen haben alle gebrochene Basen. Der Sockel, die Basis, da passiert etwas, denn dort liegt das sehr wichtige symbolische Moment der Vertikalen. Sie berührt den Boden. Der Sockel ist lebendig, nicht nur eine bloße technische Stütze. Die Skulptur ist eine lebendige Basis, um die man herumgeht. Die Kunst des Standbildes: die Schönheit der Bacchus-Gruppe von Bernini im Metropolitan Museum in New York, des Raubs der Sabinerinnen von Giovanni da Bologna in Florenz: das alles erhebt sich, erhebt sich kreisend.“(Kirili im Januar 1980, in Ausst.-Kat. Bielefeld 1980, S. 25). Kirili schuf bis 1982 insgesamt sechs „Commandements“ (I-VI) (vgl. Ausst.-Kat. Alain Kirili, Paris 1984, S. 18, 19) sowie 1985 ein ähnliches und gleichnamiges Werk („Commandement blanc“), dessen einzelne Elemente jedoch mit weißer Farbe bemalt sind (vgl. Ausst.-Kat. Alain Kirili, Musée Rodin, Paris 1985, S. 24f.).

Werke in der Sammlung Ludwig Koblenz

Commandement I, 1979, Geschmiedetes Eisen, 26 verschieden gestaltete Einzelstücke unterschied licher Größe Zwischen 22,5 und 37 cm Höhe, 10 und 28 cm Breite, 5,5 und 18 cm Tiefe, Inv. Nr. LM 2009/5

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