Alain Jacquet

Ludwig Museum Sammlung Jaquet Alain Gabrielle Badewanne Siebdruck Pop Art

Alain Jacquet (Alain Georges Frank Jacquet) wurde am 22. Februar 1939 in Neuilly- sur-Seine (Frankreich) geboren und verstarb am 4. September 2008 in New York. Er studierte Theater an der Universität Grenoble und später Architektur an der École Nationale des Beaux- Arts in Paris (bis 1960). Der Künstler-Autodidakt eröffnete im Jahre 1961 seine erste Einzelausstellung in der Galerie Breteau in Paris. Er galt als Vertreter der US-amerikanischen Pop-Art-Bewegung. 1962 begann er mit plastischen Arbeiten, die mit bunten Mustern bemalt wurden und an Tarnmuster oder an typische Ergebnisse von „Malen nach Zahlen“ erinnern. In den darauffolgenden Jahren entwickelte er dieses Prinzip der „Camouflage“ weiter und erschuf unter anderem Siebdrucke, Malereien auf Plexiglas, Projektionen und Skulpturen, wodurch der auch als einer der Begründer der Mec‘ Art (Mechanical Art) gilt.

Saute Mouton, 1966

Das Werk Saute Mouton (Bocksprung) scheint aufgrund seiner großen Rasterpunkte dem Druckverfahren zu entstammen und legt die Vermutung von Vervielfältigung bewusst- aber irreführend- nahe. Es handelt sich um drei Plexiglasscheiben, auf denen Jaqcet jeweils eine Farbe aufbrachte, so dass sie, hintereinander aufgestellt, zu einer farbigen Bildeinheit verschmelzen. Der Arbeit lag ein Foto zugrunde, das durch starke Vergrößerung in seine Rasterpunkte aufgelöst wurde. Die hellsten Punkte verschwimmen ineinander, andere hingegen wirken sehr grobkörnig, so dass die einzelnen Bildtafeln vollkommen abstrakt erscheinen. Nur im Zusammenschluss der drei Farbtafeln kann man allmählich das sportliche Motiv entziffern. Alain Jaquet ging es nun nicht mehr nur um die Camouflage schon bekannter Motive, sondern vor allem um eine Auslotung der Möglichkeiten von figurativer, abstrakter und serieller Malerei, die sich weitgehend autonom in eine völlig neue Richtung bewegt.

Gabrielle d`Estrée, 1965

Der Siebdruck auf Leinen von Alain Jaquet gibt den Blick auf zwei junge Frauen frei, die in einer Badewanne sitzen und ganz ungeniert dem Betrachter entgegenschauen. Die Vorlage des Motivs lässt sich eindeutig als Foto ausmachen, das seinerseits- sicherlich nicht ohne Absicht- stark überbelichtet wurde. Gesteigert durch das Siebdruckverfahren verschmelzen die Konturen. Dies betrifft vor allem die Körperkonturen der links Sitzenden sowie insgesamt die plastischen Effekte. Durch die verschiedenen Siebe entstehen Farbüberlagerungen und vor allem die Betonung einzelner Partien, insbesondere der Brüste und des Schambereichs.Die grellen Farben greifen eindeutig die Koloristik der Pop Art auf und legen mit den sichtbaren Rasterpunkten des Siebdrucks eine visuelle Assoziation von Printmedien und deren beliebiger Reproduzierbarkeit nahe.Dem widerspricht scheinbar jener direkte Blick der jungen Frau, die, mit Lockenwicklern „gekrönt“, sich unmittelbar an den Betrachter wendet, so dass dieser unweigerlich zum Voyeur einer an sich intimen Szene wird.Alain Jacquet bediente sich hier bewusst historischer Bildwerke, die von hoher ikonografischer Präsenz sind. Vollkommen neu interpretiert und zeitgenössisch inszeniert, zitierte Alain Jaques (seiner Mec´ Art folgend) das berühmte Bild eines unbekannten flämischen Malers, das sich im Louvre befindet. Die historische Vorlage soll Gabrielle d`Estrée, die Geliebte Heinrichs IV., mit ihrer Schwester zeigen. Beide Damen sitzen im Bade und die jüngere Schwester greift Gabrielle bedeutungsvoll an ihre rechte Brustwarze. In der Forschung nimmt man an, dass diese Geste auf die Schwangerschaft Gabrielles hindeuten soll. Wenngleich Jaquet dieses Bild als Zitat „unterlegt“, bleibt die dargestellte Szene bei ihm fast völlig „unaufgeladen“, eher entspricht sie einer nahezu alltäglichen Situation, umgeben von sehr banalen Gegenständen und mit einer recht präzisen Datierung, die anhand des Interieurs gelingt.

 

Werke in der Sammlung Ludwig

  • Gabrielle d`Estrée, 1965, Siebdruck auf Leinwand, 115,5 x 160, 5 cm, Inv.-Nr. 1992/5-T
  • Saute Mouton, 1966, Aufsatz aus drei Plexiglasscheiben, 185, 5 x 122, 2 x 15 cm, Inv.-Nr. LM 1992/3

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