Veranstaltung

„Deep-Diving“: Tiefe – Emotion – Rhytmus. Sean Scully und Pierre Soulages

02.05.2024 , 16:00

„Deep Diving“, die neue Reihe von Kuratorenführungen, die immer am ersten Donnerstag im Monat angeboten werden, nimmt sich zum Ziel, ein ausgesuchtes Kunstwerk der Sammlung Ludwig in den Fokus zu stellen.

Unter dem Titel „Tiefe – Emotion – Rhythmus. Sean Scully und Pierre Soulages“ treten die Werke von Sean Scully mit Pierre Soulages Gemälde „Peinture, 14. April 1953“, seit 1992 im Besitz der Koblenzer Sammlung Ludwig, in einen Dialog.

Der französische Künstler Pierre Soulages (1919-2022) war neben Hans Hartung Hauptvertreter der abstrakt-ungegenständlichen Richtung der französischen Kunst nach 1945. Dabei gilt das künstlerische Werk von Soulages weit über die Grenzen Frankreichs hinaus als einzigartig in seiner Radikalität und Konsequenz mit der er sich fast ausschließlich der Farbe Schwarz gewidmet hat. Diese Farbe, die er in seinen Werken zu einer kraftvollen Geste steigerte, gilt für Soulages als Spiegel und Sinnbild des Lichts:

„Was ich mit meiner Farbe machen wollte, war, das Weiß der Leinwand oder des Papiers noch weißer, noch leuchtender, wie Schnee, zu machen.“ (Pierre Soulages, 1980)

In den ausgehenden 1940er-Jahren sind Pierre Soulages‘ Werke farblich durchdrungen von Düsternis und Melancholie; die Nähe zu den Erfahrungen des Krieges ist noch deutlich spürbar. Dies lässt er wenige Jahre später hinter sich und beginnt in den frühen 1950er Jahren die Bildfläche durch die Farbe Schwarz auszuloten, aber nicht, um den Schatten, sondern vielmehr um das Licht als solches zu sublimieren. Bereits die wenigen Linien- bzw. Pinselstriche seines Werks „Peinture, 14. April 1953“ lassen erkennen, dass Soulages immer auch die Architektur des Werkes gesucht hat, die sich um den Innenraum des Bildes wie eine fast hermetische Wand schließt, durch die nur gelegentlich der Bildgrund aufblitzt. So ist die Kunst von Pierre Soulages von dem Wunsch geprägt, autonome Werke zu schaffen, die nichts repräsentieren, sondern nur für sich selbst stehen. Auf der Suche nach einer nicht-figurativen Gestaltung entwickelt er ein sehr intuitives Œuvre, dessen tiefere Bedeutung sich weitgehend im Akt des Betrachtens erschließt.

Der Akt des Betrachtens ist auch bei der Rezeption des Werkes von Sean Scully (geb. 1945 in Dublin, Irland) von essentieller Bedeutung. In der neu eröffneten Ausstellung „Géographies“ thematisiert Sean Scully Reisen und Lebensstationen, Orte und Erlebnisse, die ihn inspiriert und zutiefst geprägt haben.

Ich bin davon überzeugt, dass Abstraktion tiefe Emotionen verkörpern soll und sein sollte. Ich glaube, das ist ihre Aufgabe in der Kunstgeschichte.“ (Sean Scully, 2016)

In den vergangenen sechs Jahrzehnten hat Sean Scully sich mit den verschiedensten geographischen Orten in Beziehung gebracht, seien es die langjährigen Aufenthalte in London, New York, Barcelona, Mooseurach, Berlin oder Aix-en-Provence. Hinzu kommen internationale Ausstellungsprojekte sowie Reisen, die ihn nachhaltig inspirieren – wie nach Marokko, Mexiko und zur Insel Eleuthera. Rastlos und immer bedacht in Bewegung zu bleiben, zeichnet dies tiefe Spuren in sein künstlerisches Werk. Es bildet nicht zuletzt seine individuellen Geographien nach. Viele der abstrakten Kompositionen spiegeln seine Wahrnehmung des urbanen Raums, den dynamischen Rhythmus der Großstadt oder die befreiende, in sich ruhende Natur wider. Scully reflektiert hier das Sehen und Erleben der Welt und spiegelt dies in seinen abstrakten Werken, die von großer Lebenserfahrung und Empfindsamkeit durchdrungen sind.

Die Führung nimmt sich vor, die entgegengesetzten Arbeitsweisen der beiden Künstler zu vergleichen und genauer zu erörtern.

Datum: Donnerstag, den 02.05.2024, 16-17 Uhr.
Kosten: Museumseintritt und 3,- Euro Führungspreis. Mit S. Leu-Puggionni.

Es wird um eine Voranmeldung bis spätestens Donnerstag, 02.05.2024, 12 Uhr per E-Mail (kasse.ludwig-museum@stadt.koblenz.de) oder telefonisch unter 0261/129 2406 während der Öffnungszeiten gebeten.

Pierre Spoulages „Peinture, 14. April 1953“, 1953, Öl auf Leinwand, 197,5 x 130 cm, Sammlung Ludwig Koblenz Inv. Nr. LM 1992/50 © VG Bild Kunst Bonn 2024
Pierre Spoulages „Peinture, 14. April 1953“, 1953, Öl auf Leinwand, 197,5 x 130 cm, Sammlung Ludwig Koblenz Inv. Nr. LM 1992/50 © VG Bild Kunst Bonn 2024
Sean Scully, „Untitled (Landline), 2023, Öl auf Aluminium, 85 x 75 cm © Courtesy Sean Scully
Sean Scully, „Untitled (Landline), 2023, Öl auf Aluminium, 85 x 75 cm © Courtesy Sean Scully
Sean Scully: Landline (Eleuthera), Fotografie, 2015 © Courtesy Sean Scully 2024
Sean Scully: Landline (Eleuthera), Fotografie, 2015 © Courtesy Sean Scully 2024
Sean Scully: Landline (Eleuthera), Fotografie, 2015 © Courtesy Sean Scully 2024

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