Vergangene Ausstellung

Jeff Cowen. Photoworks

30.10.2016 – 29.01.2017

Das Ludwig Museum präsentiert die erste museale Einzelausstellung des aus New York City stammenden und in Berlin lebenden Künstlers Jeff Cowen.
Cowen nutzt ausschließlich die analoge Fotografie. Alle Abzüge entstehen in seiner Berliner Dunkelkammer. Ein Rückbezug auf die Geschichte der Fotografie steht nicht im Vordergrund, vielmehr geht es ihm darum, die Grenzen des Mediums aus zeitgenössischer Perspektive auszuloten und zu erweitern. Die aufgenomme-nen Fotografien sind nur Ausgangspunkt und Basis des künstlerischen Prozesses. Mit verschiedenen Chemi-kalien und anderen Zusätzen agiert Cowen frei auf dem fotografischen Papier, um sich auf diese Weise das Ursprungsmaterial malerisch anzueignen. Andere Werke entstehen ganz ohne zugrunde liegendes Negativ.
Sein Hauptaugenmerk gilt weniger der Abbildung, dem jeweiligen Motiv an sich – Landschaft, Portrait, Stillleben oder Skulptur –, sondern den materiellen, chemischen Voraussetzungen des Fotografischen. Ihn beschäftigt die Frage, wie die sinnliche Erfahrung, Plastizität und Räum-lichkeit in der Zweidimensionalität des fotografischen Abzugs umgesetzt werden können. Der Prozess ist zum Teil bewusst gesteuert, jedoch nicht im Vorfeld umfassend festgelegt. Cowen ist auf der Suche nach etwas, das er rational zwar nicht versteht, von dem er aber spürt und weiß, dass es existiert.
So sucht er beispielsweise in der Serie von Fotografien, die sich ausschließlich mit Skulptur befasst, nach dem Dialog mit dem jeweiligen Urheber und beabsichtigt, auf ganz neue Weise die plastische Qualität des fotografierten Kunstwerks hervorzuheben. Die Skulpturen werden zum Leben erweckt und entfalten im neuen Kontext des Bildes ungewohnte Energien. Seine Portraits hingegen folgen einer fast gegensätzlichen Logik, da die Modelle während des Fotografierens unweigerlich ganz spezifischen Stim-mungen und Gefühlen unterworfen sind. Diese Distanz und das Verhaftetsein im Moment muss der Künstler überwinden, um den kurzen Augenblick einzufangen, in dem die Person möglichst frei von der eigenen Bewusstheit erscheint. Nur so kann er sich dem Wesen des Menschen annähern und nur so treten auch formale Eigenschaften zum Vorschein.

Jeff Cowen nimmt mit seiner Arbeit eine zentrale Position in der zeitgenössischen Kunst ein. Die Nutzung des Mediums Fotografie scheint vor dem Hintergrund digitaler Bildreproduktionen und -manipulationen in der Krise zu stecken. Sein malerischer Ansatz ist keine Reaktion auf die mediale Entwicklung der letzten Jahre und die aktuelle Kunstproduktion ist kaum Bezugspunkt für ihn. Begegnen wir seinen Bildern aber wie einem Gemälde oder einer Zeichnung, so erkennen wir das meist ungenutzte Potential der Fotografie.
Jeff Cowen (geb. 1966) wuchs an der New Yorker Upper West Side auf und studierte nach seinem Schul-abschluss „Oriental Studies“ an der New York University. Nach einem Studienjahr in Tokio zog er Ende der 1980er Jahre in den Meatpacking District. Seine Werkserie „West 14th Street“, bei der er in der Transvesti-tenszene des Bezirks fotografierte, wurde von der New York Historical Society für die ständige Sammlung angekauft. In den folgenden Jahren arbeitete er als Assistent für Larry Clark und Ralph Gibson, eine Zeit, die er nutzte, um sich intensiv mit verschiedenen Dunkelkammertechniken zu befassen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Taxifahrer. Nach den Anschlägen vom 11. September verließ er die Stadt und zog nach Paris. Seit 2007 lebt und arbeitet er in Berlin-Kreuzberg.
Die Ausstellung wurde in enger Kooperation mit dem Museum Huis Marseille, Amsterdam konzipiert, wo sie ab März 2017 zu sehen ist.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreich illustrierter Katalog im Verlag Michael Werner Kunsthandel, Köln.

Verlängert bis Sonntag, 29.01.2017

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